Donauschwaben in den USA


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Reise in das Ungarland; in den Spuren meiner Ahnen

von Gottfried Stemmer

Einleitung durch Hans Kopp

hans_kopp@hotmail.com

Journey to Hungary - translation

 

 

Gottfried Stemmer - Autor Gottfried Stemmer 1943 - 44

 

          Als ich aus dem Heimatglocken den „Batschsentiwaner Heimatglocken“ erfuhr, dass Herr Anton Rodi aus Apatin eine Donauschifffahrt in die alte Heimat nach Apatin und als „Apatiner Donaupremiere“ duchzuführen plante, überzeugte ich sogleich meine Frau Annemarie, da ja Batschsentiwan nur 7 Km vo Apatin entfernt liegt, mit mir diese Reise zu unternehmen. Anlässlich unseres 50. Hochzeitsjubiläums hatten wir ja sowieso vor eine Schifffahrt zu unternähmen und so sollte nun diese „Apatiner Donaupremiere“ zugleich für uns als diese Reise dienen und kam gerade zum richtigen Zeitpukt.

 

          Als nun Herr Rodi erfuhr, dass ich auch ein Dokumentations-Geschichtsschreiber sei, ersuchte er mich zusammen mit Hern Gottfried Stemmer einen geschichtlichen Vortrag für die Reise vorzubereiten und vorzutragen. So lernte ich Herrn Stemmer kennen, ein sehr bescheidener, liebenswürdiger und bewunderwerter Mensch, mit dem man sich vorzüglich über unsere donauschwäbische Geschichte unterhalten kann und dessen Wissen mich sehr beeindruckte. So wurden wir im Laufe der Reise gute Freunde. Nun will ich die Feder an Gottfried weiter geben.

 

***

 

Autobiography von Gottfried Stemmer

 

          Gottfried Stammer, wurde in Erdevik, Syrmien als ältester Sohn der Bauersleute Josef & Anna Stemmer geboren. Sein Vater erlitt, wie so viele, eine frühen Tod durch die Hände der Tito Partisanen schon am 9 Juni 1944.

 

          Am 16. Oktober 1944 flüchtete seine Mutter mit ihren drei Kindern; 6, 4 und 1 Jahr über mehrere Stationen: Schid, Esseg nach Dresden. Hier erreichte sie auch die Nachricht, dass ein großer Teil seiner Verwandten in Regau, Ober-Österreich eingetroffen waren. Im Februar 1944 sind sie dann nach Regau übersiedelt und so der Bombardierung Dresdens entkommen.

 

          1946 kamen Sie in das Flüchtlingslager Nr. 505 Lenzing-Pettighofen. Die Volksschule mussten sie in der provisorisch eingerichteten einklassigen Lagerschule besuchen. Erst in die Hauptschule durften sie die öffentliche Schule besuchen. Anschließend erlernte er den Beruf eines Malers und Anstreichers.

 

          Im März 1957 ist er nach Toronto, Kanada ausgewandert wo er etwa 2 Jahre als Maler arbeitete bevor er wieder nach Österreich zurück kehrte und die Meisterschule für Maler in Baden bei Wien besuchte und seine seine Meisterprüfung ablegte.

 

          Nach Ableistung des Militärdienstes arbeitete er 8 Jahre als selbständiger Maler. Zeitgemäße Veränderungen veranlassten ihn die Selbständigkeit aufzugeben und als Verkäufer in einem Einrichtungsgeschäft anzunehemn.

 

          Hier arbeitete er bis zu seinem Ruhestand 1998. Als Pensionist verfolgte er die Ahneneforschung und ist dabei auf viele interasante Begebeheiten der damaligen Zeit gestossen von denen er in diesem überaus interesanten Bericht, der es Wert ist gelesen zu werden schrieb. Hier gibt er uns einen Einblick in die Zeit, die unsere Ahnenen veranlassten ihre Heimat zu verlassen und sich im Donauraum anzusiedeln.

 

***

 

          Mein Vorwort: Ich hatte schon immer das Bedürfnis hinter den Horizont zu blicken... zu sehen was dahinter ist. Die Ahnenforschung ist ein solcher Bereich. Es ist ein spannender Weg über den Zeithorizont, zurück in die Vergangenheit und schließlich hat auch unsere Familie eine interessante Geschichte. Die Nachkommenzahl „meiner“ Vorfahren ist sehr groß, somit bin ich nur einer von Vielen, welche die hier beschriebenen Menschen, als „meine Vorfahren bezeichnen darf.“

 

          So suche ich seit einiger Zeit nach Hinweisen bezüglich meiner Vorfahren und deren Lebensumständen. Ein wesentlicher Teil im Leben meiner Vorfahren war es, dass sie des öfteren zwischen die Mühlsteine machthungriger Despoten gerieten, dieses aber nicht als unabänderliches Schicksal hinnahmen, sondern dem durch Abwanderung auszuweichen versuchten. Irgendwo habe ich folgendes gelesen: Oh Gott, was die Armen alles gelitten haben! Wie zuversichtlich sind sie aus der deutschen Heimat hierher gefahren; warum erging es ihnen so schlecht?“ Die alte Frau grämte sich oft, dass niemand da war, der alles was sie erlebte niedergeschrieben hätte, von der ersten Stunde ihrer Reise nach Hungarn bis hier her. Der Vater hatte dafür kein Verständnis, er meinte, man solle nicht hinter sich schauen sondern vorwärts. Für eine Rückschau hätten einmal die Enkelkinder Zeit, wenn sie festsitzen und ringsum ein Stück Welt ihr Eigentum wäre. „Wie sollen aber einmal die hinter sich schauen“, sagte die Frau „wenn ihnen niemand mehr sagen könnte woher sie gekommen sind und wie es ihren Vorfahren ergangen ist?“ „es wird schon oner sein der alles uffschreibt“ sagte der Vater, „loss mich in Frieden, meine Finger sein zu steiff für so a Gschäft“. Umso fester grub die Frau jedes Erlebnis fest in ihr Gedächtnis, um es auch noch den Enkeln und Urenkeln erzählen zu können. 

 

          Meine Lorenz– Großmutter hat mir noch vieles erzählt, anderes habe ich aus alten Büchern, besonders aus den Schriften des donauschwäbischen Schriftstellers Adam Müller-Guttenbrunn, (gelegentlich musste ich mir die Freiheit nehmen zwischen den Zeilen zu lesen) und neueren Erkenntnissen (gefunden im Internet und Informationen die ich dankenswerter Weise von Familien– und Geschichtsforschern erhielt) einfließen lassen. Dabei konnte ich feststellen, dass die Lebens– und Erlebensgeschichte aller in der Batschka angesiedelter Menschen sehr ähnlich den hier angeführten Menschen ist. So will ich versuchen, Dir die Geschichte der Vorfahren zu erzählen mit dem Wunsch, dass auch Du sie Deinen Nachkommen weiter gibst. 

 

 

Gottfried Stemmer Regau, 2006 

***

 

Die Vorgeschichte

 

          Der 30-jährige Krieg mit seinen verheerenden Auswirkungen erreichte auch den letzten Ort auf der Bodenseehalbinsel. Die Dörfer wurden geplündert und niedergebrannt, die Felder zerstört, unzählige Menschen getötet oder ihrer Lebensgrundlage beraubt. Während Frankreich, wie andere europäische Staaten, mit zentral geführter Macht, dem Zeitgeist entsprechend, sich in den neu entdeckten Ländern Kolonien aneignete, zerfleischte sich Deutschland in einem unseligen Religionskrieg. Die Folge war die Zersplitterung des deutschen Reiches in über 300 Herzog– und Fürstentümer, wobei jeder Herrscher nur seine Hausmacht im Auge hatte und selbst wie ein Kaiser leben wollte. Den dazu nötigen Reichtum presste er aus seinen Untertanen, dabei ließ er sich noch „Landesvater“ nennen und sorgte sich doch nur um seine eigene Eitelkeit; für die Nöte der ihm anvertrauten Untertanen war da kein Platz mehr. 

 

          So war es denn auch nicht verwunderlich, dass Frankreich, nachdem in der weiten Welt kaum noch Kolonien zu gewinnen waren, aus der Zeit der Kolonisierung aber ein starkes Militärpotenzial vorhanden war, die Stoßrichtung für seine Machtausweitung an die Grenzen gegenüber Deutschland richtete und diese sowohl militärisch als auch mit geschickter Diplomatie vehement verfolgte. Moral ist in der Machtpolitik nicht gefragt und so verbündete sich Frankreich auch mit dem damals größten Feind des Christentums, dem osmanischen Reich und galt als das Schwert des Sultans im Westen: Wenn der Machtkonkurrent, die Habsburger von den Türken bedroht und der Kaiser des „Heiligen römischen Reiches, deutscher Nation“ zur Abwehr dieser Gefahr das verfügbare militärische Potenzial gegen die Türken einsetzte, nützte Frankreich die Gelegenheit, plünderte und mordete in den angrenzenden deutschen Ländern.

 

           Damit zeigte man der gequälten Bevölkerung: „Der deutsche Kaiser kann euch nicht schützen“ und machte Herrschaftsansprüche auf diese Gebiete geltend. Aber auch Gegenschläge der Habsburger wurden rücksichtslos auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen. Im Jahre 1683 drängen die Türkene gegen Wien, die Habsburger müssen ihr ganzes militärisches Potenzial gegen diese Bedrohung aufbieten. Der Gatte von Maria Theresia ist der Herzog Franz-Stefan von Lothringen, auch er bringt seine Soldaten aus Lothringen gegen die Türken zum Einsatz, dieses militärische Vakuum in Lothringen nützt der französische Sonnenkönig Ludwig der XIV. für seine Eroberungskriege und erobert das Land. Wiederholte Durchmärsche und Plünderungen französischer Heere, in erster Linie aber die wirtschaftlich-soziale Lage der Menschen wie auch der äußerst harte Winter von 1708— 09 hatte sich auf die Landwirtschaft katastrophal ausgewirkt; „... die Felder lagen brach, es fehlte dem Vieh an Futter, dem Acker an Düngung und was man mit Mühe anbaute, zerstörte das in Übermaß vermehrte Wild, welches eine grausame Gesetzgebung mehr in Schutz nahm als den Fleiß des Landmannes".

 

          Indem die Kirchen gleich welcher Konfession, selbst an diesem Machtstreben beteiligt war, konnten die geschundenen Menschen auch von dieser Seite keine Hilfe erwarten. In den Kirchenbüchern manch weit entlegener Orte kann man daher lesen: „wegen der allzu großen Kriegsnoth aus der Pfalz hierher geflüchtet". 

 

           Ein früher Beobachter dieser Zeit schreibt dazu: „Was waren das für Geschichten welche die Pfälzer durchmachten? Nie wussten sie wem ihre nächst Ernte gehören würde, der französischen Soldadeske oder der eigenen, den Schweden oder den Kaiserlichen. Das Wild schätzten die großen Herren mehr als die Menschen, und für Wildschaden gab es keine Entschädigung. Grausam waren die Strafen bei Selbsthilfe. Und die Religion war auch gotteslästerlich: Um lutherisch oder reformiert stritten sie sich und die welche wieder katholisch werden wollten wurden verachtet.... Und sie kauften sich los von ihren großen und kleinen Tyrannen und zogen fort. Viele in tiefem Elend, andere trutzig und stolz mit Wagen und Pferden, Mägden und Knechten. Und lustig taten sie, obgleich ihnen schier das Herz brach um die alte Heimat“. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts finden wir die ersten Hinweise auf Auswanderungen nach Übersee. 

 

          Was der Dorfwirt von Amerika halte, wollte einer wissen: Dort säßen schon die Engländer und die vergunnen keinem Schwaben einen Bissen. Von den Pfälzern seien viele als Bettler wieder heimgekehrt, er wisse jetzt ein besseres Land und dahin könne man von Ulm auf der Donau fahren: -„Hungarn; manchmal ist halt die Pest dort zu Gast, aber sonst könnte man dort schon leben“. 

 

***

 

          In diese Welt rund um Allmannsdorf bei Konstanz am Bodensee wurde um 1655 Hans Jakob Spindler geboren. Die Trostlosigkeit seiner Umgebung mag den jungen Hans Jakob bewogen haben, seine Heimat am Bodensee zu verlassen und das Glück im nordwestlich gelegenen, von den Auswirkungen des Krieges aber fast völlig entvölkerten Lothringen zu suchen. Dort heiratete er 1688 in Walschbronn die Catharina Bascho, lebte in Waldhaus 57 und betätigte sich als Kaufmann.

 

          Die Tochter Annamaria Franziska heiratet am 7. November 1707 in Walschbronn den Schustersohn Mathias Wetzstein aus Wölferdingen, Lothringen. Das Elsass ist schon an Frankreich gefallen und auch Lothringen drohte dieses Schicksal (1766 fiel auch Lothringen an Frankreich), daher wollten sie auch dort nicht bleiben, verließen ihr Heim in Waldhaus 57 und siedelten in das pfälzische Schweix, in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Dort wurde am 4. Oktober 1725 die Regina geboren und in der Pfarrkirche Trulben getauft. Trulben stand von 1736 - 1793 unter der Herrschaft von Hessen-Darmstadt. Herrscher war Ludwig IX (1736-1790) Landgraf von Hessen-Darmstadt und Graf von Hanau-Lichtenberg. Diese Grafschaft umfasste das Reichsamt Lemberg bestehend aus den Schultheißen (Gemeinden) Trulben, Vinningen und der Schultheißerei Kröppen (mit Kröppen, Schweix, Hilst, Dammmühle etc.). Ludwig IX stellte am 1. Juni 1741 mit 46 Mann eine Leibgrenadierkompanie auf. Der unruhigen Zeit entsprechend vergrößerte er seine Miliz, so dass diese bis zum Jahre 1777 zusammen mit den 1758 aufgestellten 25 Husaren 2350 Mann betrug. 

 

***

 

          Zur Familie Stemmer—Wetzstein: Der Hanspeter Stemmer hat viele Jahre beim kaiserlichen Militär gedient; als junger Soldat noch unter dem Befehl des greisen Prinzen Eugen Erz Herzog von Österreich gegen die Franzosen und Polen. Später diente er in der kaiserlichen Kavallerie in Peterwardein, der wichtigsten Festung Österreich-Ungarns gegen die Türken auf dem Balkan, dabei trug er einige Blessuren (Verwundung) davon, welche aber ohne weitere gesundheitliche Folgen blieben. 1749 schied er als 40-jähriger aus dem Militärdienst aus. Wie allen Soldaten beim kaiserlichen Militär, so wurde auch dem Hanspeter angeboten sich mit großzügiger Ausstattung an Feld und Haus in Ungarn an der Militärgrenze anzusiedeln, doch dazu konnte er nicht überredet werden, seine Sehnsucht nach der pfälzischen Heimat war stärker. Vom Militär kaufte er den ihm seit 3 Jahren als Reitpferd zugeteilten Rappenhengst, den nannte er liebevoll „Schwarzer“. Gemeinsam mit dem Kameraden Bruno, welcher ebenso wie er selbst lieber nach Hause wollte, ritt er zurück in die pfälzische Heimat. Dort lebte er vorerst als Knecht bei seinem Schwager Josef Mundweil in Vinningen, welcher seine ältere Schwester Katharina geheiratet hatte. Im Wirtshaus „Zum schwarzen Bären“ in Trulben lernte er die Wirtstochter Regina Wetzstein kennen, am 28. April 1750 heirateten sie in Trulben. 

 

           Sie war mit 25 Jahren nicht mehr die Jüngste aber eine sehr resolute Wirtin und so mancher Trunkenbold musste ihre Energie und Kraft zur Kenntnis nehmen, wenn einer etwa glaubte sich bei dieser Frau einen Popoklatsch erlauben zu dürfen, neben dem Spott und Gelächter der anderen Gäste, wirbelte ihm gleich das Echo aus der Wirtin Hand um die Ohren. Sie erbte ihr Geburtshaus in Schweix und einige auf pfälzischer Seite liegende Felder. Schweix und das Haus waren hart an der französischen Grenze. Dorthin übersiedelte das Paar, lebte von der Landwirtschaft und versuchten mit großem Einsatz eine glückliche Zukunft für sich und die Nachkommenschaft zu erarbeiten. Aber trotz Fleiß ist der Wohlstand ausgeblieben. Denn obwohl nach vielen Kriegsjahren das südlich gelegene Elsass an Frankreich gefallen war, hörten die Raubzüge auf pfälzischem Gebiet nicht auf. 

 

          Schriftliche Instruktionen an das französische Militär weisen darauf hin, dass die Plünderungen und die Zerstörung der Dörfer nicht Kriegsfolgen sondern Kriegsziel waren. Auch Hanspeter musste diese leidvolle Erfahrung machen. Am 31. März 1758 stirbt der Vater Mathias Wetzstein und am 3. Mai des gleichen Jahres die Mutter Annamaria Franziska, geborene Spindler. 

 

***

 

Die Reise in das Ungarland

 

           Es war Oktober 1757 und der Abendnebel zog schon über die Felder. Regina war noch mit ihren beiden Mädchen Anna *28.1.1751 und Veronika *28.5.1754 auf dem nahegelegenen Kartoffelacker um Kartoffeln zu ernten. Anna war schon eine gute Hilfe aber auch Veronika legte fleißig Kartoffeln in den Korb. Hanspeter war mit dem sechsjährigen Sohn Johann im Stall das Vieh zu versorgen als sie lautes Geschrei von der Straße hörten. Er schaute nach, da kamen französische Soldatesken in den Hof, der angreifende Haushund wurde gleich erschossen, die Soldaten stürmten in den Stall. Hanspeter stellte sich ihnen entgegen doch mit einem Gewehrkolbenschlag von hinten auf den Kopf wurde er bewusstlos geschlagen. Der schreiende Sohn Johann wurde ebenfalls brutal nieder geschlagen.

 

          Das Vieh trieben sie auf die Straße und zündeten das Haus an. Als Regina Schüsse hörte, versteckte sie ihre beiden Mädchen unter Gebüsch und lief geradewegs über die Felder nach Hause. Schon brannte das Dach, sie suchte und fand das Kind und den Vater im Stall liegend, sie konnte beide aus dem bereits einstürzenden Gebäude noch ins Freie schleppen, doch während der Gatte überlebte starb der Sohn in ihren Armen. Die Franzosen hatten auch andere Häuser angezündet, das Feuer griff auch auf die anderen Häuser über und brannte diese nieder. Die Räuber verschwanden mit der Beute über die nahe Grenze nach Frankreich. Zwei Tage später wurden die Toten beerdigt; 2 Männer, 3 Frauen und 2 Kinder.

 

          Nur die Hilfe der Familiengemeinschaften ermöglichte den Heimgesuchten das Überleben. Die Stemmers fanden Unterschlupf bei Reginas Eltern. Viele ertrugen in Trauer ihr Los und hielten es, wie Krankheit und Tod als ein von Gott beschiedenes Schicksal, welches man zu ertragen hatte. Doch für Andere wiederum war es ein Unrecht dem sie sich entziehen wollten. Und so war es auch für Hanspeter, dem stolzen Pfälzer einfach zuviel, was ihm und seiner Familie an Leid zugefügt wurde; er sollte ein treuer Untertane sein, doch die Obrigkeit schützte ihn nicht. In dieser aussichtslosen Zeit findet die habsburgische Werbung um Ansiedler allerorts offene Ohren. 

 

          Die Anweisung der Wiener Hofkammer am 7. 7. 1755: Man unterrichte die Ansiedlungsemissäre gehörig darüber, wie für die Ansiedlerfamilien gesorgt werde, was diese Ansiedler mit sich zu bringen hätten, dass ihre Vermögensverhältnisse wenigstens das Betreiben der Landwirtschaft zulassen müssten und dass die Ansiedler sich das nötige Vieh aus eigenen Mitteln anzukaufen hätten. Betont wird, dass nur katholische Familien angeworben werden dürften. 

 

          Der Ansiedlungsemissär Anton Neuber berichtete darüber in den Orten der Pfalz und des Saarlandes. Das kaiserliche Angebot garantierte den Siedlern viele Begünstigungen: Sie wurden dadurch kaiserliche Untertanen mit voller Freizügigkeit. Sie erhielten ohne Entgelt einen Hausplatz und so viel Land wie sie zu bebauen imstande waren, sowie das am Anfang benötigte Saatgut. Ferner wurde ihnen die Befreiung von allen staatlichen Abgaben für volle 3 Jahre zugesichert. Doch nur junge, gesunde und Erfolg versprechende Menschen (unter Maria Teresia nur Katholiken) wurden angenommen. Unzählige Menschen suchten das Heil in der Fremde; ein Berichterstatter schrieb damals; „es scheint als ob alle das Land verlassen wollten“. Die Ansiedlungswilligen verkauften ihre Habe, kauften sich frei von der Obrigkeit und mit dem „Laufpass“ machten sie sich mit Frau und Kindern auf den Weg zum Abfahrtshafen nach Ulm, um in das Land zu kommen in dem man angeblich nichts mitzubringen brauchte als Entschlossenheit, Arbeitskraft und Gesundheit, davon allerdings viel. 

 

***

 

          Im Wirtshaus seines Schwiegervaters in Trulben vernahm Hanspeter die Kunde von der Besiedelung der Batschka im Ungarland. Da stand sein Entschluss fest: Er meldete seine Familie zur Ansiedlung in der Batschka, zumal ihm das Land aus seiner Militärzeit nicht ganz fremd war. Es war nicht einfach Haus und Grund so nahe der französischen Grenze und den Übergriffen ausgesetzt zu verkaufen, denn Kaufinteressenten waren wenige. Er musste seine Habe weit unter dem Wert hergeben, doch mit Hilfe seiner Verwandtschaft verkaufte er die Felder und kaufte sich frei von der Herrschaft, dies nahm schon etliche Monate in Anspruch. Den Hausplatz mit der Brandruine übernahm Reginas Bruder Mathias welcher zwei Jahre vorher in Walschbronn die Anne Marie Sommer geheiratet hatte. Er wollte das Haus für seine Familie wieder aufbauen, doch die aussichtslosen Lebensumstände haben ihn zermürbt und krank gemacht, am 28. April 1752 ist er in Riedelberg gestorben. 

 

          Inzwischen wurde es Sommer und der Abschied rückte näher. Die Abfahrt mit dem Schiff von Ulm war für Montag den 21. August 1758 angesetzt, aber sie mussten sich schon am Mittwoch den 16. August, dem Tag nach dem Fest „Maria Himmelfahrt“, zur Passagierregistrierung in Ulm melden. Bis Ulm waren etwa 270 km Wegstrecke, welche zu Fuß gegangen wurden. Am Sonntag dem 30. Juli nach dem Gottesdienst war die Verwandtschaft zum Abschiedsessen im Gasthaus der im Frühjahr verstorbenen Schwiegereltern „Zum schwarzen Bären“ eingeladen. Der Schwager Hansjörg machte sich anbötig den Transport der Familie nach Ulm und wenn sie wollten auch wieder zurück mit seinem Wagen zu übernehmen denn schließlich war der Hansjörg schon immer der Beschützer seiner jüngeren Schwester Regina und es verband sie eine große geschwisterliche Zuneigung. 

 

          Für die Reise nach Ulm baute er über den Wagen ein Dach indem er Bögen aus Haselruten mit Fruchttüchern überspannte. So hatten sie einen Schutz bei Schlechtwetter und konnten auf dem Wagen gut übernachten. Lebensmittel werden so viel als möglich mitgenommen, denn Einkäufe auf dem Weg sind teuer und rauben kostbare Zeit. Krank werden war auch nicht eingeplant. Futter für die Pferde sollte so weit wie möglich am Weg besorgt werden und nur für den Notfall wurde hinten auf den Wagen Heu und einige Säcke Hafer geladen. Am darauffolgenden Mittwoch fuhr wie so oft in letzter Zeit, aus Westen kommend ein überdeckter Wagen in das Dorf und jeder wusste gleich Bescheid; die wollen nach Ungarn und auf die Frage nach dem Weg in Richtung Ulm wurde ihnen geraten sich an den Hanspeter Stemmer im alten Gasthaus zu wenden. Geraten und getan, sie wurden eingeladen, fuhren in den Hof, fütterten und versorgten ihre Pferde. 

 

***

          Es war die Familie Conrad Busch mit Gattin Margaretha geborene Eich und den Kindern Hansjörg 14, Heinrich 13, Christian 11 und Ludwig 10 Jahre alt. Sie kamen mit ihrem Wagen aus dem Saarland und waren schon seit 2 Tagen von Ormesheim bei Saarbrücken unterwegs. Etwas später kam auch noch, allerdings zu Fuß und mit wenig Gepäck die Familie Nikolaus Kleiner mit Gattin Maria Matheis und den Kindern Margaretha 17 und Nikolaus 15 jährig, aus Lothringen. Sie waren ausgebeutet und sollten jetzt auch noch französisch reden, ein französischer Pfarrer wurde ihnen auch schon zugewiesen. Sie sahen dort keine Zukunft mehr und suchten das Heil in Ungarn. Dazu wollten sie sich der Führung von Hanspeter anschließen. Das wertvollste Gepäckstück von „Niklas“ so nannten sie ihn, war seine Fiedel, diese packte er bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus und spielte in tiefer Hingabe dem Anlas entsprechende Weisen. So spielte er zu dieser denkwürdigen Stunde und alle sangen mit: „Kein schöner Lad in dieser Zeit, als hier das unsere weit und breit— wo wir uns finden wohl unter Linden zur Abendzeit -“ ... Das Nötige wurde noch besprochen und nach dem Abendbrot und einer Runde Wein suchte sich jeder ein Nachtlager. 

 

          Obwohl Hanspeter es gut verstehen konnte, wenn sich ein armer Teufel nicht freikaufen konnte und daher unerlaubt auf den Weg machte, so wollte er doch Schwierigkeiten für die Gruppe vermeiden und hatte sich vergewissert, dass alle die nötigen Papiere bei sich hatten. Er wusste gut, dass Landsknechte allerorts darauf aus waren, illegale Abwanderer mit allerlei Schikanen anzuhalten, zu berauben und wenn möglich einzusperren. Die Lothringer hatten irgendein französisches Schreiben, doch verstehen konnte es sowieso keiner, so ließ er es als Dokument gelten. Trotz kaiserlichem Erlass, die siedlungswilligen Untertanen frei zu geben und sie auf dem Weg nicht zu behindern, waren die Obrigkeiten ob weltlich oder kirchlich, zunehmend gegen die Abwerbung der leistungsfähigen Untertanen. 

 

           Verwaltungsbeamte klagten immer wieder über heimlich erfolgte Abwanderungen, die zahlenmäßig doch recht bedeutend waren, zumal für jede legale, das heisst mit Erlaubnis der Obrigkeit vorgenommene Auswanderung, die Zahlung verschiedener Gebühren verbunden war, einmal für die Manumission, das heisst die Entlassung aus der Leibeigenschaft, für die im 18. Jahrhundert in der Kurpfalz in der Regel der zehnte Teil des Vermögens gezahlt werden musste. Hinzu kam die so genannte Nachsteuer, die vom Vermögen des aus dem Land Gehenden erhoben wurde, sowie die Kanzlei- und Schreibgebühren. Donnerstagmorgen des 3. August gingen alle gemeinsam zur Frühmesse in die örtliche, dem heiligen Stephan geweihte Kirche. Der Pfarrer kannte den Kampf und das Leiden der Menschen und sprach ihnen Trost zu. Möge sie der Kirchenheilige, welcher auch der Schutzpatron über Ungarn war in seine Obhut nehmen. Er gab noch jedem einzelnen seinen Segen und versprach, er wolle auch in Zukunft für sie beten. Dann gingen sie noch einmal durch den Friedhof und nahmen Abschied am Grab von den Eltern und dem kleinen Sohn Hans.

 

          Obwohl es nach den vergangenen Regentagen nun wieder bei blauem Himmel ein schöner Tag zu werden schien, waren die Menschen nachdenklich betrübt. Es gab noch ein kräftiges Frühstück welches Annemarie die Gattin des Hansjörg schon vorbereitet hatte. Dann hieß es entgültig Abschied nehmen von allem was ihnen lieb und teuer war. Jetzt waren sie also eine Gruppe von drei Familien und den Schwager Hansjörg mitgerechnet 13 Personen, mehr sollten es auch nicht werden, denn dies würde vieles wie Übernachtung und Verpflegung erschweren.

 

***

 

          Hanspeter kannte die Umgebung sehr gut und auch den Weg nach Ulm. Er wählte den Weg so, dass größere Orte möglichst umgangen und nur in abgelegenen Bauerndörfern übernachtet wurde. Auf dem Wagen fuhren der Kutscher, meistens war dies die schwangere Regina und die kleineren Kinder oder solche die nicht mehr gehen konnten. Auch der Hansjörg ging vor den Pferden zu Fuß und so wie die meisten auch barfuss, nicht nur um die Schuhe zu schonen sondern weil man es so gewohnt war und es bei den sommerlichen Temperaturen auch angenehmer war. Gerastet wurde jeweils an Orten, wo auch die Pferde Futter fanden. Der Weg führte nach Osten, vorbei an ocker– und rotfarbigen Sandsteinfelsen in den Pfälzer Wald. 

 

          Die Anna lief mit den Buben vom Busch Conrad, diese wussten lustige Sprüche und Reime und deren Dialekt war auch besser zu verstehen als der Kinder vom Niklas. So gingen sie am 1. Tag von Trulben – Eppenbronn und Fischbach, durch den Pfälzer Wald und übernachteten im Bobenthal. Hier kannte Hanspeter aus seiner Militärzeit den alten Kampfgefährten Bruno. Seine Frau ist beim ersten Kind im Kindbett gestorben und hat auch das Kind, einen Buben mitgenommen. Bei ihm kehrten sie ein, er hatte eine kleine Landwirtschaft, von der er kaum leben konnte und für die Arbeit im Wald war er schon zu schwach. Seine Freude war daher groß,

dass sie ihm als Gastgeschenk einen Schleifstein gaben, denn damit konnte er für die Holzarbeiter wieder Sägen, Messer und Hacken schleifen und sich so ein gutes Zubrot verdienen. Sein alter Schleifstein war schon sehr abgeschliffen und unrund, damit war nicht mehr viel anzufangen. Die Pferde fanden reichlich Futter auf der Weide und alle durften sich an den von den Bäumen gefallenen Äpfeln laben. 

 

          Bruno hatte aber auch in der Umgebung etliche Bienenkörbe, jetzt war die Zeit der Ernte. Um die Bienen zu vertreiben wurden die Körbe über ein mit moderndem Birkenholz genährten und daher stark rauchendem Feuer gehängt, dann brach er die Waben aus dem Inneren des Korbes heraus. Von diesen Honigwaben verteilte er reichlich an die Ankömmlinge und wenn ein Kind klagte, dass es von einer Biene gestochen worden sei, dann wurde auf der Einstichstelle mit einem Tropfen Honig ein aufgeriebenes Blatt vom Spitzwegerich gelegt und der Schmerz war mit dem Genuss des süßen Honigs schnell vergessen. So waren auch die vorerst noch müden Kinder gleich wieder frisch und übermütig. Hanspeter und Bruno tauschten alte Erinnerungen aus und sprachen über den weiteren Weg. Bruno warnte Hanspeter vor den Karlsruher Landsknechten; diese würden gerne an der Rheinbrücke die Leute anhalten und durchsuchen. Wer nicht gut bezahlen konnte wurde aus beliebigem Grund oft einen ganzen Tag angehalten. „Na schön, sagte Hanspeter, denen werden wir schon noch ein Schnippchen schlagen“ und so taten sie es dann auch. 

 

          Der nächste Tag führte sie der Weg durch den Wasgau hinaus in die mit Weinreben bewachsene fruchtbare Rheinebene bis Wörth, dort übernachteten sie in den Wägen an einer nicht einsehbaren Stelle im Auwald am Rhein und noch bevor die vom Vortag berauschten Landsknechte ihre Hintern vom Nachtlager erhoben, war Hanspeter mit seiner Gruppe schon über dem Rhein, durch die Stadt Karlsruhe und in Richtung Waldbronn unterwegs. Hier übernachteten sie zwei Wegstunden nach Waldbronn ebenfalls in einem Bauerngut und als Gastgeschenk bekam dieser vom Busch Conrad ein schönes saarländisches Fleischermesser. Der folgende Tag war der Sonntag, trotzdem musste weiter gegangen werden, der Weg führte nördlich des Schwarzwaldes durch den Enzkreis; hier prägen Äcker und Wiesen das Landschaftsbild. Dann ging es südlich von Pforzheim über die Ausläufer des Schwarzwaldes, durch Keltern nach Tiefenbronn. 

 

          In Ellmendingen besuchten sie die Sonntagsmesse in der alten Barbara-Kirche. Da waren schon viele Abwanderer aus Elsass und dem Schwarzwald. Der alte Dompropst missbilligte die Abwanderung und predigte ihnen nochmals schwer ins Gewissen: „Wer hat euch behext, die euch von Gott gegebene Heimat zu verlassen? Trauet nicht den Werbern die so tun als wären sie dort wo sie euch hinhaben wollen zu Reichtum gekommen. Es sind Seelenverkäufer die für jeden von euch ein Kopfgeld kriegen. Wer kann kehre jetzt noch zur heimatlichen Scholle zurück und trage das Los welches Gott ihm beschieden hat in Geduld. Glaubt nicht dass in Hungarn Milch und Honig fließen, glaubt nicht, dass dort der Boden ungepflügt und unbesamt Früchte trägt und dass ihr dort nicht härter arbeiten müsset als in der Heimat. Wer euch sagt, dass dort aus einem Knecht ein Herr, aus einer Magd eine gnädige Frau, aus einem Bauer ein Edelmann und aus einem Handwerker ein Baron wird, der lügt. Ich weiß, dass euch kriegerische Überfälle schweres Leid zugefügt haben und dass eure Abgaben und Frondienste in der Heimat oft schwer zu tragen sind und dass jeder Erdgeborene den Trieb hat, sein Los zu verbessern. Wie glaubt ihr aber, dass dieses Land welches die Türken nur schlecht ernährt hat, wenn ihr in so großer Zahl kommt euch besser ernähren wird? Wer sagt euch, dass ihr eure Obrigkeit dort nach Belieben selbst wählen und absetzen könnt? Gebt Acht, ob ihr euch nicht in die Sklaverei fremder Herren begebt und dass eure Kinder und Kindeskinder fluchen werden, dass ihr die deutsche Heimat mit einer anderen vertauscht und euer angeborenes Erbe verschleudert habt. Wer noch kann, wer noch nicht alle Brücken hinter sich abgebrochen hat, der kehre um. Ich fluche nicht denen die übel beraten in die Fremde ziehen, ich bete für ihr Wohl, aber ich kann nur glücklich preisen, die der Heimat treu bleiben, die ihrer Obrigkeit und von Gott eingesetzten Fürsten den Gehorsam bewahren. Amen. 

 

          Zur Erleuchtung aller beten wir noch drei Vaterunser“. Nach dem Gottesdienst gab der Priester ihnen schließlich doch noch den Segen, dann zogen sie weiter, denn keiner der Siedlungswilligen hat sich zum Dableiben überreden lassen. Am Abend erreichten sie Tiefenbronn und beteten in der Magdalenakirche ein Dankgebet. Am nächsten Tag ging es durch Renningen nach Sindelfingen und den anderen Morgen passierten sie den Süden von Stuttgart. Sie erreichten Aichtal in der Neckarebene, Hansjörg ging voraus und stellte fest, dass die Brücke über den Neckar nicht bewacht war, so gingen sie noch über die Neckarbrücke bis Altdorf. Nun ging es stetig bergan in die Schwäbische Alp zum höchstgelegenen Ort Urach. Im Süden konnten sie schon die Allgäuer Berge erkennen. Von weitem sahen sie schon den hohen Römersteinturm. 

 

          Dieses Ziel vor Augen machte den letzten Anstieg nach Aglishardt bei Böhringen leichter. Sie übernachteten nahe der Ruine Aglishardter, eines einst stolzen Stiftshofes. Eine Sage berichtet von einem großen schwarzen Hund mit feurigen Augen, der eine vergrabene Schatztruhe bewacht, doch davon haben sie nichts bemerkt. Nach Blaubeuren ging es leicht bergab. Hier trafen sie auf Abwanderer aus Schwaben und dem Allgäu. Nahe der Burgruine Helfenstein haben sie bei einem Bauern übernachtet. Der Bauer machte schon sein Geschäft mit den Abwanderern und verlangte eine Gebühr pro Person und Pferd für das Lager und die Übernachtung auf seinen Wiesen. Dafür erhielten die Pferde gutes Futter und dies war es den Auswanderern wert. 

 

***

 

          Sie waren gut unterwegs gewesen und am 13. August führte sie der Weg in die Ulmer Donauauen oberhalb der Illermündung. Die Donau ist bis hierher noch ein bescheidenes Flüßchen, zu klein für die Schifffahrt, doch der Zufluss der Iller bringt gleich einer reichen Braut viel Wasser aus dem Allgäu und verdoppelt damit die Wassermenge in der Donau. Bei den Höfen unterhalb des Kuhberges lagerten schon viele, die nach Ungarn wollten. Zu ihnen gesellten auch sie sich. Gegen eine geringe Gebühr konnten sie die Pferde in einer Weidekoppel einstellen. Die einheimischen Bauern verkauften für gutes Geld Heu für die Pferde und auch Gemüse und Lebensmittel für die Menschen. Andere kamen, weil sie hofften hier vorteilhaften Handel zu machen. Es ging die Mär um, dass viele ihre Habe bis hierher schleppten und zuletzt doch daran zweifelten sie bis Ungarn mitnehmen zu können. Das lockte gar manch kluge Handelsleute an. Sie sahen sich prüfend und geschäftstüchtig um und so mancher Auswanderer verkaufte hier Pferd und Wagen für wenig Geld. „Pah!“ rief einer: „Ich rate allen gut, mache jeder was er hat jetzt zu Geld und spare sich die unnötige Schlepperei“ er wiederholte es einige male denn er war ein Lockvogel und hinter ihm standen die Händler die ihren Gewinn mit ihm teilten. 

 

          Jeder schleppte noch etwas mit, was man ihm hier noch billig abkaufen konnte. Hansjörg wollte noch bis zur Abfahrt des Schiffes bei ihnen bleiben, so konnten sie auch so lange auf dem Wagen übernachten und ihr Gepäck aufbewahren. Die nächsten Tage ließen sie dort die Wägen, welche ihnen mittlerweile schon zur gewohnten Unterkunft geworden waren stehn und die drei Familienoberhäupter, der Hanspeter, der Busch Conrad und der Kleiner Niklas gingen früh morgens zu Fuß in die Stadt Ulm um sich bei der Ansiedlungskommission zu melden, die Formalitäten für die Reise zu erledigen und sich für die Passagierliste registrieren zu lassen. Am Ufer des Stromes wurde es lebendig, die Abwanderer kamen von allen Seiten herbei und an den Lagerplätzen stieg der Rauch auf, das Frühstück wurde zubereitet. 

 

          Alsbald rasselte die schwere Zugbrücke beim Gänstor und sie durften in die Reichsstadt Ulm. Die Schiffe lagen schon mit dem Bug stromaufwärts an der Anlegestelle vertaut, für ihren Transport Donau abwärts bereit. Die Ulmer Schachteln wurden so wegen ihrer einfachen Bauweise bezeichnet; sie waren auch nur als Einwegschiffe ca. 20 m lang und 5 m breit mit einer Hütte an deren Enden jeweils ein Klosett mit direktem Abgang in die Donau war. Damit wurden etwa 50—80 Personen befördert, später wurden sie auch größer gebaut. Die Österreicher nannten diese Schiffe „Schwabenplätten“ oder „Ulmer Schiffe“, weil sie ausschließlich in Ulm hergestellt wurden. Solche Boote brachten schon 1683 schwäbische Soldaten samt Pferd, Geschütz und Wagen zur Befreiung Wiens von der Türkenbelagerung. Am 4. Oktober 1745 fuhren mit 34 festlich beflaggten Schiffen dieser Gattung und mit allem damals möglichem Komfort ausgestatteten, der neu gekrönte Kaiser Franz I. mit seiner Gattin Maria Theresa (auch sie hatte eine Großmutter aus der Pfalz) und großem Gefolge von Frankfurt kommend auf der Donau von Ulm nach Wien. 

 

          Am Maria-Hilfsfest besuchten sie den Festgottesdienst im Clarissenkloster zu Söflingen und jeder erhielt dem Tagesbrauch gemäß ein Sträußchen getrockneter Blumen. Dieses Sträußchen wurde ihnen noch für lange Zeit eine Erinnerung an die alte Heimat. Den nächsten Tag besuchten sie erst die Frühmesse wo sie hörten, dass dieser Tag auch der Gedenktag für Stephan dem König von Ungarn ist und der Pfarrer ermunterte die Siedler in diesem fernen Ungarland das Christentum zu bewahren. Die Passagiere durften erst am Samstag an Bord. So nützten sie die Gelegenheit sich umzusehen um noch notwendige Werkzeuge und Geräte wie Hacke, Spaten, Säge, Feuerschlagstein und Schwefelkiesknolle zum Feuer machen, Töpfe und Kannen, Bindfaden, Schere, Nadel und Zwirn, Taschenmesser, Angelhaken und Angelleine in Ulm zu kaufen bevor sie am Samstag mit etwa 60 Passagieren und Gepäck an Bord gingen. Hanspeter hat sich eine neue Axt, Spaten und Pflugschar aber auch eine gediegene Steinschloss-Jagdbüchse vom Regensburger Büchsenmacher Jakob Kuchenreuter mit Pulver und Bleivorrat erstanden, er wusste, dass es in Ungarn viel Wild gibt und das Jagen dort frei für jedermann sei, nicht so wie hierzulande wo dies nur ein Vorrecht der Herren war. Außerdem sagte er sich, falls irgendwelche Türken oder sonstige Räuber kommen, so wollte er nicht unbewaffnet sein. Hansjörg verabschiedete sich und lenkte seinen Wagen wieder heimwärts, doch der Gedanke zu emigrieren ließ ihn nicht mehr los, bis er schließlich fünf Jahre später selbst mit seiner Familie in die Batschka nach Tschatalia übersiedelte.

 

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          Auf das Schiff kamen Leute, wie aus der Pfalz und dem Saarland aber auch aus Lothringen, dem Elsass, aus der Ortenau, dem Schwarzwald und dem Breisgau, aus Schwaben und aus dem Allgäu. Einige wie die Lothringer hatten nur sehr wenig Gepäck, andere wiederum brachten mit soviel sie nur schleppen konnten. Besonders die Schwaben hatten viel Gepäck und einige nahmen zerlegte Pflüge mit an Bord. Auch der Busch Conrad wollte unbedingt seinen noch neuen Wagen mit nach Ungarn nehmen, die Kosten dafür würde er gerne bezahlen, dazu einigte er sich mit dem Schiffsmeister. Die Pferde konnte er noch gut hier in Ulm verkaufen. Pferde seien in Ungarn wohlfeil zu kaufen sagte er, doch ein guter Pflug oder Wagen ist dort wohl nicht zu bekommen. Wegen dem Platz solle sich niemand Gedanken machen, sie würden dafür selbst mit ihren Kindern und ihrem Gepäck auf dem Wagen Platz nehmen. So wurde der Wagen auf dem Vorderdeck aufgestellt, die Räder und die Deixel wurden abmontiert und jetzt war der überdeckte Wagen wie eine kleine Hütte ein zusätzlicher Unterschlupf. 

 

          Pflüge und dergleichen wurden denn alles dem Umfang und dem Gewicht entsprechend verteilt entlang der Bordwände verstaut und befestigt. Vorne beim Bug und hinten beim Heck war jeweils eine mit Steinen gesicherte Feuerstelle, so konnte auch je nach Windrichtung da oder dort Essen zubereitet werden ohne dass der Rauch an Bord wehte. Die Leute nahmen auf dem vorderen und dem hinteren Deck Platz, die Hütte war als Schutz gegen Unwetter geplant. Abfahrt der Schiffe war am Montagmorgen. Als erste fuhren die so genannten Ordinarischiffe, diese fuhren regelmäßig nach Wien. Viele gingen schnell nochmals an Land, besuchten die heilige Messe und begaben sich anschließend in Gottes Namen an Bord. 

 

          Als Schiffsmeister stellte sich der etwa 40-jährige Ulmer Christoph Held vor. Er war ein erfahrener Mann welcher die Donau schon des öfteren bis Wien und einige male auch bis Budapest, einmal sogar bis Belgrad befahren hatte, doch dies sagte er nicht, es reichte dass die Passagiere wussten wer Herr an Bord ist. Ihm zur Seite gestellt waren 4 Ruderknechte, schon ihre Statur machte klar, dass es nicht ratsam sei sich mit ihnen anzulegen später erkannten zuerst die Kinder und dann auch die Erwachsenen, dass diese Ruderknechte im Grunde ganz sanfte Kerle waren. Der eine hieß Mathias, sie nannten ihn „Hies“, er spielte in seiner Freizeit gerne auf dem Dudlsack, die anderen waren der Josef „Pepi“ und der Lukas „Luki“ gerufen, beide wussten viele Geschichten zu erzählen und konnten damit alle Zuhörer wunderbar unterhalten. Der jüngste, aber auch wendigste Bursche war der Leopold, kurz „Leo“ genannt, spielte in seiner Freizeit auch noch gerne mit den größeren Kindern.

 

***

 

          Obwohl sich zwischen den Schiffsleuten und den Siedlern eine herzliche Freundschaft entwickelte, war es nicht die Verbundenheit welche innerhalb der Schicksalsgemeinschaft der Siedler wuchs. Der Schiffsmeister erließ noch einen Aufruf, er brauche zur Aushilfe beim Ruder vier kräftige Männer, für sie sollte die Reise gratis sein. Dies brauchte er nicht zweimal zu sagen da hatten sich schon einige gemeldet. Die Ruderknechte nahmen Platz auf dem flachen Dach der Hütte und auf Befehl des Schiffmeisters betätigten sie die langen Ruderstangen. Abgelegt wurde, indem sie das Schiff mit den Bug- und Heckrudern parallel vom Ufer wegdrückten, also gegen die Strömung in den Fluss hinaus gerierten und dann mit dem Bugruder das Schiff in die Fahrtrichtung drehten. Einer der jungen Männer fing laut zu singen an: „Nun ade du mein lieb‘ Heimatland, lieb‘ Heimatland ade, - ich muss jetzt fort ins fremde Land ...“ Viele blickten in die Ferne, niemand sollte ihre Tränen sehen. Wie eine endlose Theaterkulisse zog die Landschaft an ihnen vorüber und langsam entschwand Ulm aus dem Blickfeld. Liebliche Dörfer und Felder zogen wie eine Theaterbühne vorüber. Es war ein Leben und Treiben auf dieser Bühne, Bauern auf dem Feld, Frauen hängten die Wäsche in den Wind, spielende Kinder jauchzten und winkten ihnen zu, nur sie selbst konnten daran nicht mehr teilnehmen, sie waren gefangene des Schiffes und des Wassers. So lange sie Boden unter ihren Füßen spürten, hatten sie auch noch die Sicherheit selbst den Weg und die Richtung bestimmen zu können, jetzt aber waren sie hilflos der Willkür dieses Elementes ausgeliefert. Mit der „Ulmer Schachtel“ auf dem Rücken, trug die Donau in unumkehrbarem Fluss diese heimatverdrossenen Menschen nach Osten, in eine ungewisse Zukunft. 

 

          Hanspeter fragte den neben ihm stehenden Schwaben, warum denn auch sie diese, ihre doch so weit abseits des französischen Terrors liegende Heimat verlassen? „Ja mei“ meinte der Schwabe, „des is ja a Elend in unserm Land, woher soll der Mensch das Geld zum Leben nehmen? Das Stift gibt keine Scholle her, der Graf weiß nicht wie viel Robottage er verlangen soll, wenn ein Bauer ein Stück Feld pachten will. Wer kein Haus hat, darf kein Weib nehmen ... Die Grafen und Klostervögte sollten Grund hergeben und glückliche Paare machen anstatt zwangsweise Keuschheit verbreiten. Das wird schlecht enden. Soldaten mussten meine großen Buben werden, in die Fremde mussten sie gehen. Der Älteste dient in der Schweiz, von ihm habe ich schon jahrelang nichts mehr gehört. Einer ging zu den Holländern, er soll angeblich auf dem Weg nach Amerika sein. Zwei sind zu den kaiserlichen gelaufen und wie er hörte sind sie jetzt in Ungarn. Sie mussten Soldaten auf Lebenszeit sein, weil die Steuern zu hoch und das Land zu klein ist. Wo diesem und jenem die Kugel bestimmt sei wisse nur Gott. In Hessen ist es noch ärger, die stecken jeden ohne Papiere in den Soldatenrock und verkaufen ihn an die Engländer, diese wiederum schicken sie als ihre Soldaten nach Amerika in den Krieg. Diesen meinen beiden jüngsten Söhnen will ich solches Los ersparen, sie sollen, so wie es die Kaiserin wünscht, die Möglichkeit bekommen, freie Bauern zu werden und ein ordentliches Leben zu führen“. 

 

          Auf dem Schiff waren auch Landsleute aus dem Elsass die bitter über ihre Herren klagten; -„Alles will fort... Geschieht den Tyrannen und Leuteschindern schon recht, dass ihre braven Arbeitstiere die Flucht ergreifen“. Sie wollten nicht französisch werden, sie gründen sich in der Fremde eine neue freie Heimat. 10 % ihrer Habe mussten sie als Abfahrtsgeld zurück lassen und von der Untertanenpflicht mussten sie sich loskaufen. Aber sie zahlten ohne zu zaudern was man von ihnen forderte. Jetzt litten freilich viele dieser Armen die sich zuerst von der Heimat losgekauft haben an bitterem Heimweh. Es war als ob der Himmel seinen Spott mit ihnen triebe. Zahlten dass sie fort durften, verließen freiwillig die Heimat und hatten doch Herzweh dabei. So mancher hat Menschen, die ihm teuer sind, in Verhältnissen zurück gelassen aus denen er sich selber losriss. Wie wird es ihnen weiter ergehen? Und ein Lothringer meinte dazu: „Das ist ja was ich sag: Es ist zu viel Gewalt in der Welt und zu wenig Recht; die Herren lassen sich Landesvater nennen aber ihre Landeskinder behandeln sie wie rechtlose Sklaven“. Und wenn man Umschau hielt auf dem Schiff, sah man kaum ältere Leute. Die kräftigste, die unternehmungsfreudigste Generation, die sich etwas zutrauen durfte, wanderte aus. Wussten die Fürsten und Herren was sie da verloren? Welches Menschenkapital sie abgaben? Nein sie konnten es nicht erfasst haben und sie spürten nichts von dem Weh in diesen Herzen. Da packte es Hanspeter; „Leb wohl, du altersgraues, hilfloses deutsches Reich, das sich selbst zerfleischt hat in unseligen Religionskriegen, das sich ohne Wiederstreben das Elsass und Lothringen nehmen ließ, das auch die Rheinpfalz nicht schützen kann vor räuberischen Überfällen. Leb wohl, wir ziehen von dannen, wir weinen um dich — Stiefmutter Germania“. 

 

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          Während die Frauen um eine gute Reise beteten, versuchten es die Männer mit mutigem Gesang, aber immer wenn das Wasser wild aufschäumte, wurden die Gesänge zurück haltender und die Gebete lauter. Dann mussten sich die Frauen auch um das leibliche Wohl ihrer Männer und Kinder kümmern und einfache Speisen zubereiten. Die Hilfsruderer, zwei davon waren die jüngsten Söhne des Schwaben, wurden in ihre Aufgabe eingeführt, sie sollten auf ruhigeren Strecken die Ruderknechte ablösen, wobei jeweils an einem vorderen und einem hinteren Ruder, gemeinsam mit einem Ruderknecht, ein Hilfsruderer zum Einsatz kam. Die Reisenden saßen eng gedrängt auf dem Boden und versuchten miteinander Kontakt aufzunehmen, das brauchte allerdings wegen der unterschiedlichen Dialekte etwas Zeit und Aufmerksamkeit. Doch daran mussten sie sich nun schon gewöhnen; an deutschsprachige Menschen mit den verschiedensten Mundarten. Allmählich wurden sie immer mehr zu einer Schicksalsgemeinschaft, wo sich jeder für jeden verantwortlich fühlte. Erinnerungen wurden ausgetauscht und gegenseitig Mut zugesprochen denn ungewohnt war die Fahrt auf dem “wilden Wasser“. An Bord waren auch einige Männer mit Musikinstrumenten, einer davon war der Zither spielende Siegbert Himmelsbach aus Michelbronn im Schwarzwald mit seinen 5 Kindern und der sangesfreudigen Gattin Juliana. Dann war da der Kleiner Niklas aus Lothringen mit seiner Fiedel und mit dem Waldhorn der Badener Mathias Kraus aus Marlen am Rhein und seine junge Gattin Katharina. Zugegeben, das war keine ideale Konzertbesetzung, aber sie spielten laut und mit Begeisterung und es war sogar erkennbar was da gerade gespielt wurde. Schnell fanden sich Sängerinnen und Sänger zusammen und wenn auch der Text in den verschiedenen Mundarten unterschiedlich klang, so führte sie die Melodie wieder zusammen. 

 

          In Ulm wurde ihnen schon gesagt, dass in Ungarn Land nur an diejenigen vergeben würde, die über 18 Jahre alt und verheiratet sind. Was ihnen in der Heimat als landlose Untertanen verboten war, das wurde jetzt von ihnen verlangt. Nun gut, darauf konnten sie sich gerne einlassen, Burschen und Mädchen hielten verstohlen Ausschau nach einem möglichen Partner. Die Enge auf dem Schiff erleichterte das Zusammenkommen und Kennen lernen. Andere Passagiere warfen auch die Angel aus, nicht nach einem Partner sondern in die Donau und der Erfolg fand schnell Nachahmer. So war auch der Speiseplan mit Fischen aus der Donau reich bestückt. Zu Mittag läuteten ihnen aus Lauingen die Glocken von St. Martin, am Abend legten sie bei Donauwörth an. 

 

          Sobald die Anlegestelle in einer ruhigen Bucht gelegen in Sicht kam, wendeten die Ruderer das Schiff gegen den Strom und in die Bucht. Der Ruderknecht Leo sprang vom Boot in das noch hüfttiefe Wasser und legte das Tau zweimal um einen starken Pollen (Befestigungsstütze), dann bremste er damit das Schiff ein bis es fast ruckfrei zum Stillstand kam. Das Tau hat er festgebunden. Alle blieben an Bord und weil leichter Regen einsetzte gingen Frauen und Kinder in die Schiffshütte während die Männer und die großen Kinder sich trotz des Regens eine Schlafstelle auf dem freien Deck herrichteten. Im ersten Morgenlicht, kaum dass die Hähne am Ufer ihr Morgenkonzert angestimmt hatten, wendeten die Ruderer das Boot in die Strömung der Donau und weiter ging die Fahrt um noch vor dem Abend die große Tagesetappe bis Kelheim zu schaffen. Der Regen hatte aufgehört und klar waren über dem Bodennebel die oberbayrischen Berge zu sehen, von dort her brachte der Lech zusätzliches Wasser in die Donau.

 

          Am Nachmittag fuhren sie an der Festung von Ingolstadt vorbei und gleich nach der Mündung der Altmühl legten sie am späten Abend bei Kelheim an. Kelheim war ein Ausgangshafen für Kolonisten hauptsächlich aus Franken, Hessen und Bayern. Im Gegensatz zu den Ulmer Schiffen waren die Kelheimer Plätten keine Schiffe sondern große Floße. Um die Mittagszeit erreichten sie Regensburg mit der großen steinernen Brücke. Weiter ging es über gefährliche Strudel nach Straubing. In den verschiedenen Mundarten sangen Mädchen und Burschen; „Als wir jüngst in Regensburg waren, sind wir über den Strudel gefahren. Ei da waren die Holden, die mitfahren wollten. Schwäbische, bayrische Dirndl muss der Schiffsmann fahren“ - dabei wurden sie von den Musikanten flott begleitet, die dann auch noch einen Dreischritt aufspielten und Einige tanzten ein wenig. 

 

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          Nicht ohne Gefahren war die Fahrt schon vor Passau, es gab viele heimtückische Felsen und Klippen im Donaubeet welche schon manches Schiff zum Kentern brachten. Iller, Lech und viele andere Zuflüsse brachten große Wassermassen in die Donau und so kamen sie denn auch nach Meinung einiger Passagiere gefährlich schnell voran. Entlang dem Bayrischen Wald, vorbei an Deggendorf, legten sie am folgenden Abend in Vilshofen an. Zwei Stunden vor Mittag hielten sie in Passau. Hier gingen die Schiffsleute an Land um einige Einkäufe zu tätigen und das Bierdepot mit 4 Bierfässern weiter aufzufüllen. Mit den Schiffsleuten kam noch ein schmächtiger kleiner Mann an Bord; Träger brachten sein Gepäck, das waren eine Reisetasche und 2 große stark abgenützte und alt aussehende Kisten mit auffallendem Eisenbeschlag. Der Mann stellte sich vor als Julius Schwab (allerdings mit stark fränkischem Dialekt, doch Schwaben gibt es überall), er sei ein Lehrer und wollte sich auch in Ungarn ansiedeln und das in den Kisten seien Bücher die nicht nass werden dürften, deshalb sei es nötig, dass sie gleich in der Hütte verstaut würden, dazu nahm er einen Platz hinter dem Eingang in Beschlag. Anderes Gepäck wurde darüber gelegt und so waren die Kisten auch nicht mehr zu sehen. Dieser Lehrer wurde vom Schiffsmeister immer zuvorkommend behandelt und auch die anderen Passagiere zollten ihm, dem Lehrer, den nötigen Respekt. Er war aber auch ein Mann der schon öfter nach Wien gereist war und gerne sein Wissen über diesen Weg und die Orte kund tat. Das interessierte auch die anderen Passagiere, denn wer kannte schon die Orte, angeschrieben waren sie nicht, das hätte auch sowieso kaum einer lesen können. So war er ein willkommener Reiseführer und lenkte die Aufmerksamkeit der Leute auf die vorbeiziehende Landschaft. Er erzählte ihnen auch von der großen Bedeutung Passaus für die Christianisierung und damit einhergehend Kolonisation der Ostgebiete. Hatten zuletzt Isar und Vils ihre Wasser in die Donau ergossen so war dies alles wenig gegen die nun herein strömenden Wassermassen des Inns. An der linken Uferseite wurde ein Schiff mit Pferden gegen den Strom hinauf gezogen. Die Berge mit den dunklen Wäldern rückten wieder näher, die Wassermassen schwellten hoch an und so ging es dann in rasender Fahrt nach Engelhartszell wo das Schiff an der Zollstelle anlegen musste. Nur kurz inspizierten österreichische Zollbeamte das Schiff, sie nahmen die Gebühren und fragten nicht nach Papieren als sie die Ansiedler sahen. Während sich der Lehrer anscheinend intensiv mit dem Fischfang befasste, wollten viele der Kolonisten den Zollbeamte ihre Schätze zeigen, doch weil Kolonisteneigentum nicht verzollt wurde, interessierten sich die Beamten nicht dafür und so ging es denn auch gleich weiter und eine Stunde später landeten sie vor Wesenufer. 

 

          Die Schiffsleute machten sich einen fetten Braten denn für den nächsten Tag stand ihnen die Schlögener Schlinge bevor und das brauchte viel Kraft denn es galt fest zu rudern damit das Schiff nicht an das Ufer abgetrieben wurde. Bei Aschach lagen die Sandbänke jeden Tag an einer anderen Stelle und es bedurfte der ganzen Aufmerksamkeit des Schiffsmeisters, dass man heil durchkam. Unter Mithilfe der Hilfsruderer schafften sie auch dieses und bis zum Abend im rauschenden Strom die Tagesetappe bis Linz. Nun waren die Kolonisten schon 6 Tage unterwegs ohne das Schiff zu verlassen, hier hatten sie die Möglichkeit sich an Land zu begeben und wieder einmal das Gefühl festen Bodens unter den Füssen zu spüren. Einige von ihnen gingen gleich in den Dom um der Gottesmutter für die unfallfreie Fahrt zu danken und ihren Schutz für die weitere Fahrt zu erbitten. Der Lehrer lud die Schiffsleute zu einem Essen ins Gasthaus um sich wie er sagte, für ihren Einsatz erkenntlich zu zeigen. Mit den Schiffsleuten nächtigte der Lehrer im „Bayrischen Hof“. Es galt neue Kraft zu schöpfen für die drei weiteren Tage bis Wien und die Fahrt durch den gefährlichen Strudel bei Grein. 

 

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          Die Passagiere nächtigten auch hier an Bord ihres Schiffes. Und weiter ging die Fahrt, allerdings nur bis Grein, welches am späten Nachmittag erreicht wurde. Hier wurde noch vor den gefürchteten Stromschnellen übernachtet. Die Schiffsleute gingen an Land, besahen sich die gefährlichsten Stellen und besprachen es mit einheimischen Schiffsleuten. Noch ein Besuch in der Kirche und nächsten Morgen wagten sie sich über den wohl gefährlichsten Abschnitt ihrer Reise. Es war wieder ein Sonntag, während die Glocken zum Frühgottesdienst läuteten musste die Fahrt weiter gehen, der gefürchtete Greiner Strudel und die Insel Wörth kamen in Sicht... das Wasser schäumte brausend über die Felsklippen hinweg und nur ein erfahrenes Auge konnte sehen wohin das Schiff gesteuert werden müsse um nicht zu zerschellen. Es waren drei Fahrrinnen; das Waldwasser links, den Wildriss in der Mitte und den Hößgang rechts. Der Schiffsmeister machte sein Meisterstück. Er steuerte das Schiff mit dem Aufgebot aller Kräfte auf der rechten Donauseite über den Hößgang und nur ein kleiner Stoß war zu spüren als das Schiff mit dem Heck, doch noch einen Felsen streifte was zum Glück keine weiteren Folgen hatte. 

 

          Sankt Nikola kam in Sicht mit seinem Friedhof, belegt mit vielen Opfern der Donau. Die Kirchenglocken läuteten zur Wandlung doch die Leute auf dem Schiff konnten nur betend im Geiste daran teilnehmen. Die Kraft der Ruderer wurde nochmals bei Persenbeug voll in Anspruch genommen und war erschöpft als hoch am Berg die doppelttürmige Gnadenkirche von Maria Taferl in Sicht kam. Bei Melk wurde übernachtet. Das Wasser rauschte unter ihnen und der Mond stieg über die dunklen Donauberge. Es zog ein kühler Wind durch das Donautal und es fröstelte die Mädchen, aber es fanden sich Verehrer die liebevoll die eigene Joppe den Mädchen umhängten. So saßen sie noch lange beisammen und summten leise ihre Lieder um die Schlafenden nicht zu stören. Dann ging es durch die Wachau. Angesichts der in der Sonne leuchtenden Weinberge wurde wohl so mancher an die Weinberge in seiner Heimat erinnert. So konnten sie noch am Abend vor Tulln anlegen. 

 

          Von Tulln war es dann nur noch eine halbe Tagesreise nach Wien, alle waren schon ganz neugierig auf die Kaiserstadt. Zuvor aber, nachdem die Donau ihren Lauf nach Südosten drehte passierten sie das linksseitige Korneuburg und dann ragte rechtsseitig der Donau über den Auwald das grüne Dach und die Kuppel des Augustiner Chorherrenstiftes von Klosterneuburg, gefolgt vom Kahlenberg, von dessen Höhe am 12. September 1683 die christlichen Heere zum Sturme gegen das osmanische Heer antraten und dieses in der Folge weit nach Süden drängten. Als Erinnerung daran läuten seither zur Mittagsstunde die Glocken. So war es ein besonderes Erlebnis, als sie zu dieser Stunde schon von weitem die Glocken des Stephansdomes hören konnten. Noch nie hatten die Leute vom Rhein einen solch gewaltigen Glockenton vernommen Der Lehrer sagte ihnen noch, das wäre die berühmte „Bummerin“ welche aus hundertachtzig Türkenkanonen gegossen ist. Kanonen, die damals vor Wien von den Türken erobert wurden. Das Metall, dessen Klang einst Tod und Verderben ankündigte ist durch Feuer und Schmelze gegangen und verkündet seither Hoffnung und Frieden. Die Anlegestelle für die Ansiedler war schon in Nußdorf, einem Wiener Vorort. Gekonnt drehten die Schiffsleute das Boot gegen den Strom und legten an.

 

           Als Erster ging der „Lehrer“ an Land. Seine beiden Kisten wurden von den Ruderknechten getragen, dabei passierte das Missgeschick oder war es vielleicht Absicht? Als die zweite Kiste auf die Anlegestelle gehoben wurde, schwankte das Schiff, die Kiste schlug mit Geklirre hart auf, dabei löste sich von der Kiste ein Teil des Bodens und der beobachtende und jetzt helfend herbei eilende Hanspeter konnte Glaswaren zwischen den Decken erkennen. Jetzt war ihm klar, was er schon vermutete, das war gar kein Lehrer sondern ein Händler mit den in Wien begehrten böhmischen Glaswaren. Die Kisten wurden aber schnell nochmals mit Riemen gesichert und auf einen Fiaker verladen, der Lehrer stieg dazu und ab ging die Post. Der selbst ernannte Lehrer wurde auch nicht mehr gesehen. Immerhin, er war ein unterhaltsamer Reisegefährte. 

 

***

 

          Für alle war die Pause in Wien eine willkommene Erholung von der langen Schiffsreise. In ungeahnter großer Zahl kamen in letzter Zeit die Siedler in die Kaiserstadt. „Jessasmariaundjosef, die Masse Leut`“ riefen die Wiener, als Tag für Tag die Ulmer, Günzburger und Regensburger Schiffe dort landeten. Da kam ganz Wien auf die Beine, jeder wollte die auswandernden Schwaben sehen und die vielen Landsleute die sie in Wien hatten, drängten sich erst recht herbei um mit ihnen zu reden und das Neueste aus der Heimat zu erfahren. Die Wiener wussten nicht, sollten sie Mitleid haben mit den Leuten, die in solchen Massen ihre Heimat verließen, oder sollten sie diese Menschen beneiden um ihren Mut und ihre Unternehmungsbereitschaft. Nach Mitleid schienen sie kein Verlangen zu haben, sie sahen keineswegs arm und auch recht zuversichtlich aus, diese Schwaben. Und als ein Wiener so ein altes Schwäblein fragte, wie er sich in seinem Alter noch zu einem solchen Schritt entschließen konnte, da antwortete das Schwäblein: „Ei, überall wo‘s Herrgöttle huset, do kann no allweil a Schwäble sei guet‘s Plätzle han.“ Alle mussten laut Erlass ihren Weg über Wien nehmen, wo ihnen vom Ansiedlungsamt der Ansiedlungsort zugewiesen wurde. Die Beamten der beiden Hofkammern; des Hofkriegsrates und des Magistrates, welche für die Unterbringung der Ansiedler zu sorgen hatten, waren bestürzt über die unerwartete Flut. Wohin mit ihnen bis sie abgefertigt waren? Der „Nürnberger- und der Regensburger Hof“ waren schon überfüllt, ebenso der „Donauhof“ und die „Blaue Ente“. 

 

          In den ländlichen Einkehrgasthöfen in der Vorstadt draußen war noch Platz, aber auch sie genügten bald nicht mehr. Wenn sich da nicht die Klosterhöfe und die Kasernen nicht mehr als bisher auftaten, war es einfach unmöglich Nachtquartier für alle zu schaffen. Die Gäste vom „Passauer Hof“ am Salzgrieß waren abgereist, dort wurden sogleich 8 Familien, darunter auch die Stemmers untergebracht, die anderen Siedler vom Schiff kamen im Kloster von den Schottenbrüdern unter. Die Schiffsleute nahmen in ihrer Zunftherberge Quartier. 

 

          Nun gingen auch die anderen Passagiere von Bord und wurden von den Beamten aufgefordert, sich bei der nahe gelegenen Passkontrollstelle zu melden. Bei der Ansiedlungskommission, die einstweilen in der Wipplingerstraße untergebracht war herrschte Ratlosigkeit. In Scharen kamen die deutschen Bauern mit ihren Familien, um sich den Herren der Kommission persönlich vorzustellen und ihre Pässe, die sie im Reich bekommen hatten gegen einen Ansiedlungspass auszutauschen und auch um die versprochenen 3 Gulden Reisegeld pro Kopf in Empfang zu nehmen. Da wollten die Herren Beamten die mitgebrachten Köpfe schon selber zählen, ehe sie zahlten. Und alle Namen und Familienverhältnisse mussten in ein großes Protokollbuch eingetragen werden. Was zusammen gehörte, sollte auch beisammen bleiben. Leute, die aus einem Dorf oder einer Grafschaft stammten, sollten auch im gleichen Dorf angesiedelt werden.

 

          Wie Beichtväter forschten die Beamten die Leute aus. Mit großer Strenge sorgte die Kommission dafür, dass sich keiner als etwas anderes ausgab als er wirklich war. Wehe dem Leinenweber der sich als Bauer ausgab um mehr Grund und Boden zu bekommen, ihm konnte die Ansiedlung verwehrt werden. Grund und Boden erhielten nur Bauern und verheiratete Personen im Alter von über 18 Jahren. Für Bauern gab es eine sechsjährige und für Handwerker eine zehnjährige Freiheit von allen Abgaben, denn von diesen meldeten sich viel zu wenige.

 

           Für Passlose oder Entlaufene gab es kein Reisegeld und auch keine Zusicherung einer Ansiedlung. Sie durften mitlaufen nach Hungarn aber amtlich konnte man sie in Wien nicht berücksichtigen, denn dies wäre gar noch eine Belohnung für ihr unerlaubtes Tun gewesen, hatten doch einzelne deutsche Fürsten schon in Wien protestiert, man locke ihnen alle Untertanen fort. War das Elend einzelner Auswanderer aber zu groß, dann griff der Hofkammerrat Stephany persönlich ein. Er nahm vieles auf sich, sein Ausspruch war: „Die Passlosen sind die sichersten neuen Ansiedler. Die kehren nicht mehr um!“ Und die Ärmsten unter ihnen erhielten das Reisegeld aus seiner Hand. Dann sah der Beamte auf ein wahrheitsgetreues Religionsbekenntnis; er selbst war Mitglied der Michaelbruderschaft und als solches verpflichtet, für die Wahrung und Verbreitung des „alleinseligmachenden römisch-katholischen Glaubens“ einzutreten. Wer ihm verdächtig vorkam, den schickte er zum Pfarrer in der Minoritenkirche zu einer Katechetisierung und so bekehrte er manchen.

 

***

 

           Viele, die nicht den Vorschriften entsprachen, begaben sich auf eigene Faust nach Hungarn und verdingten sich bei einem habsburgischen oder bei einem ungarischen Großgrundbesitzer welche großteils Ländereien auf der rechten Seite der Donau in der so genannten „schwäbischen Türkei“ besetzten und wo andere Gesetze galten. Die Frage nach dem Grund seiner Auswanderung, beantwortete der Busch Conrad mit der drückenden Steuerlast im Land, aber auch weil seine Herrschaft evangelisch geworden ist und dies nun auch von ihm und allen anderen Untertanen verlangt wurde, „ja wird denn jetzt ganz Deutschland evangelisch und müssen die katholischen Leute jetzt alle weg?“ fragte der Beamte, „Nein,“ sagte Conrad „so ist es auch wieder nicht, aber der eine Fürst ist evangelisch und der andere katholisch und jeder verlangt von seinen Untertanen; wessen Brot du isst, dessen Lied sollst du auch singen! Und wem das nicht passt, der soll gehen! Wem als dem Herrgott selber bin ich für meinen Glauben verantwortlich?“ 

 

          Auch Hanspeter Stemmer erschien als Familienoberhaupt vor dem Beamten, dieser fragte ihn und notierte: „Ja sie sind römisch katholisch und verheiratet. Seine Gattin ist die Regina, die beiden Töchter; Anna Margarethe ist 7 Jahre und die Veronika ist 4 Jahre alt“. Er fragte weiter; woher sie kommen usw.... So weit war alles in Ordnung, nur ein Fehler hat sich eingeschlichen; denn auf die Frage nach ihrem Herkunftsort antwortete Hanspeter in seinem pfälzischen Dialekt: „Ja - aus Trulben (das war die Pfarrei), aus Schweix (das war der Wohnort)“ und der Beamte schreibt nieder wie er es verstanden hat. Später ist in einem Buch über Hodschag zu lesen; „Herkunft der Ansiedler: Hanspeter Stemmer aus Trulbach in der Schweiz“. (Erst nach langwieriger Suche konnte durch die Eintragungen in den Pfarrmatrikeln von Trulben bezüglich Taufe und Heirat die wirkliche Herkunft der Stemmers aus Schweix bei Trulben in der Pfalz festgestellt werden.)

 

          Dann wurden sie dem Bestimmungsort Hodschag zugewiesen. Wohin auch die meisten anderen Kolonisten geschickt wurden. Jeder bekam einen Ansiedlungspass und das Zehrgeld; je 3 Gulden pro Kopf; die Familie des Hanspeter Stemmer bekam also 12 Gulden, das war viel Geld. Einiges hatte Hanspeter auch noch aus dem Verkaufserlös seines Hauses und der Felder bei sich; er war durchaus kein armer Mann, doch mit dem Geld musste sparsam umgegangen werden, denn schließlich wollten sie sich als Ansiedler eine neue Existenz aufbauen und diese Aussicht lag noch in einer unbekannten Zukunft. Der Busch Conrad, der Kleiner Niklas und etliche andere bekamen Ansiedlungspässe für Gaidobra. 

 

          Das Wetter war angenehm und wenn die Zeit es erlaubte, gingen die Siedler gerne in Gruppen „Kaiserstadt schauen“. Da gab es wohl viel zu sehen; zuerst natürlich den ehrwürdigen Stephansdom, die Märkte, die Wehranlage, bis zur Karlskirche kamen sie, andächtig näherten sie sich der Burg, die vielen Denkmäler und Geschäfte, das war schon beeindruckend und noch viele Jahre später haben die Siedler ihren Kindern und Enkeln von der schönen Kaiserstadt Wien erzählt. Wenngleich die Leute auch hier eine andere Mundart sprachen, man hatte sich ja schon an die verschiedensten Dialekte gewöhnt, so hatte man immer noch das Gefühl irgendwie daheim zu sein. 

 

          Aber von hier weiter sollte es ins Hungarland gehen und das war, wenngleich auch ein Teil der Monarchie, doch ein etwas fremdes Land. Auch hörte man schlimme Geschichten und dass dort schon gelegentlich allerhand Räuber ihr Unwesen trieben. Nicht genug, dass die Staatsmacht der Elementarereignisse und der großen Sterblichkeit in diesem Land nicht Herr werden konnte, so nimmt jetzt auch das Räuberunwesen überhand.

 

           Es wurde erzählt, dass vor etlichen Jahren nach Peterwardein eine ganze Kelheimer Plätte mit allen Menschen spurlos verschwunden sei und vielleicht an die Türken in die Sklaverei verkauft wurde. Aus Sicherheitsgründen schien es deshalb ratsamer, nicht alleine sondern in Gemeinschaft eines anderen Schiffes diese Strecke zu befahren. Denn mehr Leute konnten sich besser schützen. Also schloss sich ihnen für den kommenden Streckenabschnitt auf der ungarischen Donau ein Floß, eine so genannte Kelheimer Plätte mit Auswandern aus Hessen, Franken und Bayern an. Vorher musste aber noch alles Mögliche in Wien erledigt werden: Die Beamten waren stur und gaben keine Landzuteilung an Personen die älter als 18 Jahren und nicht verheiratet waren. Doch wer von den jungen Leuten jetzt noch heiratete, bekam einen Ansiedlungspass mit Landzuteilung und als zusätzliches Hochzeitsgeschenk im Auftrag der Kaiserin; 6 Gulden Heiratsgeld auf die Hand und am Ansiedlerort 6 Metzen (222,3 Liter) Weizen.

 

          Die jungen Leute kannten sich zum Teil schon von zuhause, die meisten haben sich aber erst auf dem Schiff kennen gelernt und heirateten noch schnell, nicht zuletzt wegen dem kaiserlichen Hochzeitsgeschenk. Wie wären sonst im Leben ein bayrischer Bauernbub und ein Mädel aus dem Schwarzwald, ein saarländischer Schmied und ein Schwabenmädchen vom Bodensee, jemals zusammen gekommen? Ob sich die Paare alle verstanden haben? Das war nicht sicher, aber die Liebe überwindet jeden Dialekt. Und für Aussteuer mit Grund und Boden sorgte die Kaiserin, welche diese Eheschließungen anbefohlen hatte. So wurde das besondere Anliegen der Kaiserin mit materiellem Anreiz begünstigt; ihre Untertanen im Schoße der katholischen Kirche zu sammeln und junge Menschen zu verheiraten um dadurch den außerehelichen Geschlechtsverkehr einzudämmen (an den Eskapaden ihres Gatten hatte sie selbst zu leiden). 

 

***

 

          Am Dienstag den 5. September 1758 wurden in der Kirche „Maria am Gestade“ sechs Paare von der Ulmer Schachtel und zwei von der Kelheimer Plätte getraut. Über die Marienstiege ist die Hochzeitsgesellschaft zur Kirche hinauf gestiegen. Es tat den Paaren wohl, dass ein junger Pfarrer die Trauung vornahm und die rasche Entschließung der Brautleute sinnig zu deuten wusste und ihrem Bunde dauer versprach: „Gerade die Fremde, in die ihr zieht, wird euch zusammen halten und euer Bündnis kräftigen. Auf ihm ruht noch der Segen eurer Heimat und ihr werdet die kommenden Prüfungen gemeinsam leichter ertragen. 

 

          Da es Gottes Wille ist, dass ihr euch hier gefunden, so haltet fest aneinander bis der Tod euch scheidet“. Das gelobten die jungen Paare. Nach der Trauung zogen alle zur Hochzeitsfeier hinunter zum Passauer Hof. Zu dieser Hochzeitsgesellschaft mischten sich die anderen Paare und es glänzten alle Trachten und erklangen alle Mundarten aus dem Süden und Südwesten des „heiligen römischen Reiches deutscher Nation“. Doch dann mussten sie auch von Wien und damit von deutschsprachigem Land Abschied nehmen. Es war Freitag zu „Maria Geburt“ am 8. September 1758. Mit einer Beichte, Messfeier und dem Empfang der heiligen Kommunion haben sie sich noch dem Schutz Mariens anvertraut und Gott ergeben zu einer weiteren zweiwöchigen Reise auf die Ulmer Schachtel begeben. Ein Wiener sagte spöttisch in Anlehnung an eine alte Bauernregel: „Also zu Maria Geburt fliegen die Schwaben furt“ - worauf ihm der Hanspeter antwortete: „ja, aber zu Maria Verkündigung kommen sie nicht zurück“. Die Strecke von Ulm bis Wien mit den vielen gefährlichen Stromschnellen hatten sie nun hinter sich, jetzt floss die Donau ruhiger in flacherem Land allerdings mit vielen Nebenarmen durch die Hainburger Au. Die Kraft der Donau ausnützend waren mehrere Wassermühlen in der Donau verankert Diesen Tag fuhren sie bis Pressburg. Es war die Haupt- und Krönungsstadt des habsburgischen Ungarns. Auf einem Hügel links der Donau erheben sich die Burg und der Dom St. Martin mit den kleinen Karpaten im Hintergrund. Sie konnten am Abend noch an Land gehen und einen kleinen Bummel durch die Stadt machen. Die Menschen in der Stadt sprachen, mehr oder weniger gut deutsch. Den nächsten Tag führte sie die Donau in südöstlicher Richtung nach Medvedov, wo am Abend an einer Donauinsel anlegten. Hier waren sie schon im Ungarland, und obwohl die Dörfer immer kleiner und weiter gestreut waren, schien es nicht so schlecht zu sein wie ihnen vorausgesagt wurde, aber sie waren ja auch noch lange nicht am Ziel. Es zeigte sich auch, dass die nachfolgende Plätte doch viel schlechter zu manövrieren war und daher auch später zur Anlegestelle ankam. Am späten Nachmittag des Sonntags erreichten sie das am linken Donauufer liegende Komárno mit der Festung und dem Zufluss der Waag. Komárno wurde erst drei Jahre vorher, nämlich am 16. März 1745 von Maria Theresia die Urkunde zur „Freien königlichen Stadt" verliehen. Die Menschen sprachen ungarisch konnten aber auch deutsch. Hier versorgten sich noch viele Siedler mit Lebensmitteln.

 

           Die Donau floss gemächlich und breit nach Osten. War es zuvor das wild stürmische Wasser mit seinen Strudeln und Stromschnellen, so war es jetzt die lähmende Langsamkeit die ihnen Angst machte. Am folgenden Tag legten sie in Esztergom an. Schon früh am Morgen kamen etliche Vertreter ungarischer Großgrundbesitzer an Bord um Siedler für ihre Herrschaften anzuwerben. Der evangelischer Witwer Karl Dietrich aus Hessen mit seinen drei Kindern ließ sich dazu überreden; er hatte wegen seiner Religion in Wien keinen Ansiedlerpass bekommen, doch es wurde ihm freigestellt auf eigene Faust ins Land zu reisten und so tat er es dann auch. Weil er aber keine Aussicht hatte, in der Batschka Ansiedlerland zugeteilt zu bekommen, so verdingte er sich hier als Pächter bei einem ungarischen Großgrundbesitzer. Die Donau wusste hier anscheinend nicht so recht in welche Richtung sie fließen soll und wendete sich nach einigem hin und her schließlich doch nach Süden.

 

***

 

           Am späten Abend erreichten sie das ostseitige Pest. Wegen der hereinbrechenden Dunkelheit wurde schon bei der erstbesten Möglichkeit vor der Stadt angelegt. Im Abendlicht war die alte Stadt Ofen auf der gegenüberliegenden Seite zu erkennen. Zwischen diesen beiden Städten; auf der Ostseite der Donau das sich in die weite Ebene ausdehnende Pest und auf der bergigen westlichen Seite Ofen mit dem St. Gellertberg und der Fischerbastei und mit überwiegend deutsch sprechender Bevölkerung. Die Ungarn nannten diese Stadt Buda (nach dem Bruder des Hunnenkönigs Attila) trug die Donau die Ansiedler auf ihrem Rücken jetzt nach Süden. (Erst 1872 wurden diese beiden Städte zur Großstadt Budapest vereint). Die Fahrt ging in die ungarische Tiefebene.

 

          Die Donau wurde unübersichtlich breit und schlängelte sich in viele Arme verteilt zwischen den mit Schilf bewachsenen Inseln, so dass es viel Fingerspitzengefühl erforderte in diesem Geäst von Rinnen die beste Fahrrinne zu finden. Besondere Aufmerksamkeit der Schiffsführer verlangten die unvermutet auftretenden Sandbänke. Das Ufer verschwand meist hinter einem endlos scheinenden Schilfgürtel, der suchenden Blick fand keine Städte oder Dörfer, keine Kirchen, nur gelegentlich ein paar kleine Fischerhütten in einer versteckten Bucht. Fern jeder Ansiedlung mussten sie an einer Insel anlegen, wobei sowohl das Schiff als auch die Plätte mangels jeder Befestigungsmöglichkeit, einfach in einen strömungsschwachen Bereich gegen den Schilfgürtel gelehnt wurde. Am Morgen mussten sie mit Hilfe der Seitenruder zurück in die Hauptströmung rudern.

 

           Noch am frühen Vormittag passierten sie Dunaujvaros auf der rechten Donauseite. Am Abend erreichten sie den alten Ansiedlerhafen Paks. Hier waren schon deutsche Siedler ansässig. (darunter auch unser Vorfahre Michael Hofscheuer mit seiner Familie). Schiffsleute sagten ihnen, dass es bis nach Apatin noch drei Tagereisen weit sei. Sie erfuhren wo sie auf dieser Strecke Zwischenstation machen konnten und dass sie besonders auf Untiefen und Räuber achten müssen. So manche sind in der Batschka nicht angekommen, aber wer fragt schon nach den Heimatlosen? Wer nicht kam — der war eben nicht da. Die Enge auf dem Schiff mit den vielen Leuten, das Klima und die Kost waren ungewohnt, dazu musste das Trinkwasser der Donau entnommen werden, viele waren schon krank und noch mehr hatten Heimweh.

 

          In der Hoffnung auf ein besseres Leben haben sie ihre Heimat und ihre Familien verlassen, doch nun kamen erste Zweifel auf ob dieser nicht endend wollende Weg sie nicht vielleicht doch in einen schrecklichen Tod führt. So wie es ihnen warnende Leute zuhause gesagt hatten. Mehrere Kinder und ein Mann hatten schon seit einigen Tagen Fieber und Schüttelfrost, doch niemand wusste ihnen zu helfen. Die Schwermut des Landes legte sich auch auf das Gemüt der Siedler. Am folgenden Abend erreichten sie die auf der linken Donauseite liegende alte Festung Baja auch Frankenstadt genannt. Die Nächte waren kühl doch gegen Mittag wusste man schon nicht mehr wie man sich vor der heiß brennenden die Sonne und den zahllosen Mücken und Gelsen schützen konnte. Nach 7 Stunden passierten sie die auf der Westseite liegende Stadt Mohasc. 

 

          Am Nachmittag türmten sich Gewitterwolken im Westen. Sie konnten gerade noch rechtzeitig in einer Bucht anlegen als mit Wind und starkem Regen das Gewitter über sie herein brach. Sie machten sich Sorgen um die Menschen auf der Plätte, welche schon außer Sichtweite geraten war. Das Gewitter hielt die ganze Nacht an, doch am Morgen kam die Plätte mit ihrer Fracht wohlbehalten angeschwommen und wurde von allen begrüßt, aber die Freude war getrübt; der Mann und zwei Kinder von der Plätte waren am Sumpffieber gestorben.

 

***

 

          Die Lebensmittel gingen zur Neige oder waren schon verdorben als sie am Sonntag dem 17. September 1758 endlich den Hafen Apatin erreichten. Die auf der Donau herangeführte Menschenfracht ergoss sich auf das verheißene Ansiedlerland. Auf der Suche nach Freiheit und einem menschenwürdigen Leben kamen sie nicht als Eroberer sondern als Bauern und Handwerker in ein Land das ihrer bedurfte. Ansiedlungskommissare empfingen sie und sie trafen wieder auf deutschsprachige Siedler die ihnen Mut machten und diesen hatten sie schon bitter nötig. Die zuletzt Gestorbenen wurden hier begraben, doch um sicher zu sein, dass niemand scheintot ins Grab kommt, wurde jedem vor der Beerdigung mit einem Messer in das Herz gestochen.

 

          Die Plättenschinder warteten schon darauf die angekommenen Wasserfahrzeuge zu übernehmen und in wieder verwertbares Holz zu zerlegen. 

 

          In der Früh des nächsten Tages ging es zu Fuß landeinwärts in Richtung des neu zu schaffenden Ansiedlungsortes Hodschag. Eine nudelbrettartig flache, endlose weite Ebene lag vor ihnen, lediglich übersät von Dornensträuchern mit Gruppen von Akazienbüschen, aber kein Hügel an dem man sich orientieren konnte. Außerhalb des Ortes war versteckt zwischen den Sträuchern eine Ansiedlung von Serben; dies waren Erdlöcher mit einem Schilfdach darüber. Der Weg war nur als breiter Streifen zwischen den Gebüschen erkennbar, ansonsten keine Wegkreuze oder Kapellen wie sie es von zuhause gewohnt waren und so weit das Auge reichte nur verwildertes Land. Vereinzelt gediehen wilde Kirsch– und Holzäpfelbäume, aber niemand wusste sie zu veredeln. Schlehdorn und Hagebutte wucherten in Eichen– und Akazienwäldern in denen die Bienen wild lebten.

 

          Mit zunehmendem Tag wurde es immer heißer, der Boden war ausgetrocknet und staubig, die Vegetation steppenartig mit Dornensträuchern durchsetzt und dazwischen hartes, trockenes Riedgras. In Bodenmulden waren Sümpfe mit stinkig faulem Wasser. Einer der Ansiedler sagte was sich viele schon dachten: „Wo gibt es hier Trinkwasser? Die stinkige Brühe in diesen Tümpeln ist saufen doch nicht einmal die Pferde. Wie kann man hier leben, was kann man hier anbauen?“ Viele dachten nun an den kühlen Wald und dem klaren Bach in der Heimat, doch hier war kein Windhauch, die Luft lag bleischwer und die Sonne brannte nieder.

 

          Als die Sonne am höchsten stand wurde Rast gemacht. Doch schon bald zeigten sich am Horizont wieder bedrohliche Gewitterwolken und der Führer drängte zum Aufbruch, sie sollten noch vor dem herauf ziehenden Gewitter den im Süden erkennbaren Ort erreichen. Wetterleuchten und Donnergrollen trieb sie zur Eile, mit einem Mal kam starker Wind auf und dichte Staubwolken nahmen ihnen die Sicht und den Atem. Dicht aneinander gedrängt folgten sie raschen Schrittes dem Anführer und sie hatten Glück, denn schon fielen die ersten Regentropfen, als sie das Dorf erreichten. Schutz suchend flüchteten sie vor dem Gewitter in die Kirche. Es war die dem Kloster angeschlossene und der Gottesmutter geweihte Wallfahrtskirche von Doroslau. 

 

          Dies schien ihnen als guten Ohmen, sie fanden Schutz bei der Gottesmutter während draußen mit starkem Regen ein heftiges Gewitter niederging. An ein Weiter gehen war jetzt nicht zu denken und so konnten sie im Kloster übernachten. Es hat noch die ganze Nacht stark geregnet und der trockene Boden konnte das Wasser nicht aufnehmen, es konnte auf diesem flachen Land aber auch nirgends abfließen und so hat sich der trockene Boden in einen weiten Schlammsee verwandelt.

 

          Die Siedler überlegten wie sie weiter kommen konnten; es waren bis Hodschag noch etwa 12 km, bei gutem Weg in 3 – 4 Stunden erreichbar, doch bei diesen Verhältnissen wurde dies wesentlich schwieriger. 

 

          Regina war zu ihrem 4. Kind schwanger, die lange und beschwerliche Reise auf der Donau hatten ihr schon schwer zu schaffen gemacht. Ihr wie auch den Kindern war dieser Weg nicht zumutbar. Ein Mönch des Klosters wusste für die Familie eine Unterkunft bei einer deutschen Ansiedlerfamilie. In Doroslau gab es nur wenige deutsch sprechende Menschen und auch sie sprachen schon besser ungarisch, so wie die meisten Bewohner dieses Ortes. Sie einigten sich darauf, dass die Stemmers bei dieser Gastfamilie einzogen. Die räumlichen Verhältnisse waren zwar armselig und eng doch die Gastlichkeit war groß und weit gehend. Auch einige andere Menschen, die nicht mehr weiter konnten fanden in diesem Ort für wenig Geld Unterschlupf bei Gastfamilien. Diese Leute überschütteten die Neuankömmlinge mit Fragen nach der alten Heimat aus der auch sie einmal gekommen waren. Am Sonntag 1. Okt. 1758 gebar Regina einen Sohn, dieser wurde in der Kirche von Doroslau auf den Namen Johann Adam getauft. Die Familie Stemmer behielt derweilen ihren Wohnsitz in Doroslau und Hanspeter musste halt den Weg von Doroslau nach Hodschag und zurück immer wieder zu Fuß gehen, doch es sollte auch niemand merken, dass er mit 49 Jahren sein bestes Alter schon hinter sich hatte. Und in dieser Welt sollten sie sich niederlassen. Nie mehr zurück an das alte Vaterland sollten die Kinder denken, sondern sich hier festwurzeln, hier bleiben für alle Zeit.

 

          Hanspeter und seine Regina verbrachten eine schlaflose Nacht. Sie belauerten einander und gestanden sich nicht, dass sie wachten. Und wenn es niemand sah, flossen der Regina Tränen über die Wangen. Aber sie durfte dem Manne das Herz nicht schwer machen, sie musste stark sein. Und so zeigte sie frohen Mut und sagte sich: „Hier müssen wir halt das Glück zwingen“. Unter Anleitung eines kaiserlichen Geometers waren der Ort Hodschag mit den Hausplätzen für die Ansiedler aber auch für die Kirche, das Gemeindehaus, Schule und Dorfwirtshaus schon ausgesteckt, ebenso die dazu gehörenden Felder und Weiden. Geschenkt wurde dem Bauer eine Session (= ca. 16 Ha) Grund und Boden, der kostete nichts, den hat Gott erschaffen.

 

***

 

          Hundert andere Dinge bekäme man von der Hofkammer erzählten die Leute: 4 Pferde, eine Kuh und 2 junge Schweine, dazu alles erdenkliche Gerät für die Land– und Hauswirtschaft konnte jeder auf Abzahlung haben. Nichts was von Menschenhand gemacht war bekam man umsonst, aber man bekam es billig und auf Vorschuss. Einige Häuser in der Neuansiedlung waren auch schon von früher eingetroffenen Ansiedlern bewohnt. Ein Dorfbrunnen war als Ziehbrunnen nach ungarischer Art bereits gegraben und bot reichlich gutes Wasser. Dort traf Hanspeter den Jakob Faller aus Littenweiler bei Freiburg im Breisgau, den Martin Fuchs aus Hagenau im Elsass und Friedrich Artzner aus Herrischried nahe der Schweizer Grenze, Männer die er schon aus seiner Militärzeit in Peterwardein kannte.

 

          Die Leute freuten sich über die Ankunft der Neusiedler, sie waren Boten aus der alten Heimat und mancher überbrachte Nachricht von Angehörigen. Es wurde ihnen jede mögliche Hilfe angeboten und man half sich gegenseitig so gut es eben ging. Bei der Ansiedlung einer Gemeinde war es üblich, zuerst einige alte Ansiedler aus schon früher gegründeten Ortschaften anzusiedeln. Diese Siedler waren tüchtige, bewährte Leute, die den neuen Kolonisten ein Beispiel geben und ihnen mit ihrer reichen Erfahrung Beihilfe leisten sollten. (Als solche Siedler kam die Vorfahrenfamilie Michael Hofscheuer aus Paks nach Hodschag) Vorsicht war besonders beim Einkauf der Haustiere wichtig; Pferde, Kühe, Schweine, Ziegen, Hühner usw. wurden von nomadenhaft lebenden serbischen Viehzüchtern zum Kauf angeboten, doch diese wussten um die Finanzkraft der Neuankömmlinge und versuchten dies für sich zu nützen.

 

          Von einem Serben kaufte Hanspeter einen einachsigen Wagen und dazu ein Pferd, es war eine gutmütige braune Stute. Dazu noch einen Pflug mit einer hölzernen Pflugschar welche er allerdings durch die mitgebrachte eiserne Pflugschar ersetzte. Damit machte er sich an die Arbeit. Den Weg von Doroslau nach Hodschag und zurück konnte er jetzt mit seinem kleinen Einachswagen zurücklegen und noch dazu seine Familie mitnehmen. Die zuvor an diesem Ort ansässigen Serben wurden angeblich auf eigenes Verlangen, von Beamten der Hofkammer an einem anderen Platz angesiedelt, somit wurde Hodschag zu einer rein deutschen Ansiedlung. Neben dem Haubau musste sich Hanspeter auch um die Urbarmachung der zugewiesenen Felder kümmern und die nötigen Gerätschaften und Haustiere kaufen. Da war es schon gut, dass er neben dem von der Hofkammer dafür bereit gestellten Geld auch noch einiges an eigenem Barvermögen hatte, so konnte er etwas großzügiger beim Einkauf sein.

 

          Ein Stück des zugeteilten Landes hatte der Hanspeter unter Mithilfe eines serbischen Taglöhners noch im Herbst umgeackert und mit dem von der Ansiedlungskommission bereit gestellten Heidekorn angesät. Ein weiteres Feld konnte er im Frühjahr umpflügen, darauf säte er den von den Altansiedlern empfohlenen und vom Ansiedlungskommissar bereit gestellten Kukuruzsamen. Die Wohn– und Lebensbedingungen entsprachen nur zum Teil den Versprechungen wie sie ihnen von den Werbern gemacht wurden. Der Bau der Ansiedlerhäuser wurde von der Wiener Hofkammer an Firmen vergeben, doch die Baufirma war mit diesem Großauftrag ziemlich überforderte. 

 

***

 

          Es mangelte oft an dem nötigen Bauholz und auch die Handwerker waren rar. Die Arbeit ging nur schleppend voran und die Häuser für die Ansiedler konnten nur teilweise rechtzeitig fertig gestellt werden, daher mussten diese selbst Hand anlegen um diese Häuser bewohnbar zu machen. Für die Wände wurden zuerst Schalungen aus Weidengeflecht errichtet und der Zwischenraum wurde mit aufbereiteten nassem Lehm von dem etwas außerhalb des ausgesteckten Ortes gelegenen Tümpel ausgefüllt, dann wurde das Weidengeflecht mit Lehm verschmiert.

 

          Für Hanspeter und seine Familie war dies trotz aller damit verbundenen Schwierigkeiten eher ein Glücksfall, denn die Wände dieser aus Lehm gestampften Häuser benötigte Jahre um auszutrocknen. Hanspeter wollte sein Haus so weit es ihm möglich war, selber bauen. Es sollte auch kein Stampfhaus sein, welches jahrelang feucht blieb, nein er machte sein Haus aus Ziegel, diese konnten über den Winter trocknen, derweilen die Familie in Doroslau wohnte. Er kaufte Bauholz und errichtete damit, ohne auch nur eines der so wertvollen Bretter zu zerschneiden einen großen Unterstand. Hier konnte er Heu für sein Pferd und alles was vor Regen geschützt werden sollte unterbringen. Auch so etwas wie eine kleine Bauhütte in der er gelegentlich übernachtet werden konnte. Neben der für den Häuserbau ausgehobenen großen Lehmgrube beim Tümpel, legte er sich eine kleine eigene Lehmgrube an, dazu besorgte er sich einige Fuhren Stroh. In den nassen Lehm hat er Stroh eingemischt, so bekam der Lehm den für die Ziegel notwendige innere Bindung und einen guten Isolierwert.

 

          Die vorbereiteten Holzformen wurden mit dem Lehm — Strohgemisch gefüllt. Die gefüllten Holzformen hat er an einen sonnigen Lagerplatz gebracht und dort die Ziegeln aus den Formen geklopft und zur Trocknung aufgelegt. Dieses war wohl mehr Arbeit, aber sein Haus war dann trocken und konnten früher bezogen werden. Nach einigen Tagen waren die Ziegel schon so fest, dass er sie auf dem Wagen zu seinem Hausplatz bringen und unter dem Dach zur entgültigen Trocknung locker aufschlichten konnte. Dabei halfen auch Gattin und die Kinder mit. Ja wenn er die Ziegeln auch noch hätte brennen könnte, aber ein Ziegelofen stand noch nicht zur Verfügung.

 

          Im Frühjahr war es dann so weit, dass Hanspeter mit tatkräftiger Mithilfe seiner Freunde den Hausbau beginnen konnte. Der Siedler bekam dafür von der Wiener Hofkammer einen Baukostenvorschuss von 200 Gulden. Das vorgestreckte Geld musste innerhalb von 6 Jahren an die Hofkammer zurückgezahlt werden, da war es schon gut wenn man den Kosten für den Hausbau sparen konnte.

 

          Das Ansiedlerhaus; Zimmer, Küche und Kammer, musste nach dem vorgegebenem Plan, mit dem Giebel zur Straße errichtet werden: 6 ½ Klafter (ca. 12 Meter) war jedes Bauernhaus lang, 3 Klafter (ca. 5,7 Meter) breit und 8 Schuh (ca. 2,3 Meter) hoch mussten die Wände über dem Boden sein. Man kannte nur die offene Feuerstelle und schuf daher unter dem Kamin die „uffeni Kuchl“. Auf die Selchhölzer im Kamin durfte nicht vergessen werden. Die Küche war zugleich die Diele des Hauses. Auch der Fußboden war aus Lehm. Über dem Holzplafond war ein Dachboden. Der Dachstuhl wurde mit Rohr- oder Stroh wasserdicht abgedeckt wurde. 

 

          Die Balken aus Eichenholz waren krumm und nur grob zugehauen, doch sie überdauerten viele Generationen. Die nötigen Handwerker holte Hanspeter sich nach Bedarf von der Baufirma. Die Handwerksgesellen saßen gerne mit den Bauern zusammen, sie waren stolz und hatten großes Ansehen denn es war ein Grieß um sie. Der Zimmermann Fritz Artzner aus Herrischried hat sich in Hodschag niedergelassen. Ihm wurde kein großer Hausplatz und keine großen Felder sondern ein kleineres Handwerkerhaus zugestanden allerdings mit 10 Freijahren von Steuern. Nachdem durch weitere Zuwanderung die Zahl der Ansiedler rasch anstieg, wurde 1759 ein kleines Bethauses errichtet und dem heiligen Michael geweiht, als erster Pfarrer wurde Josef Prucker aus Güns/Burgenland dem Ort zugeteilt. „Er hätte nie gedacht, dass er einmal am Ende der christlichen Welt wirken werde. Aber die Gemeinde habe ihn gerufen und er sei Priester und ist gerne gekommen“. Nur eine echte Kirche war seine Bedingung, ohne Kirche kein Pfarrer habe er sie wissen lassen. Da gingen sie ans Werk, aber jetzt schien es ihm, dass er seinen Welschriesling früher keltern, als die erste Messe in der neuen Kirche lesen werde. 

 

          Hanspeter hatte von der Kommission ein Dutzend verschiedener Obstbäume bekommen, die mussten jetzt gepflanzt werden und vom Nachbarn bekam er zwei Weinrebenstöcke, die setzte er an die Südwand des neuen Hauses. Der erste Getreideanbau wurde im Oktober vorgenommen. Hanspeter reinigte seine Felder noch einmal von dem nachgewachsenen Unkraut und dann vertraute er seine Saat dem Boden an. Er beobachtete wann das Laub von den Bäumen fiel und da es früh fiel durfte man ein fruchtbares Jahr erwarten. Am St Gallustag im Oktober sollte es nicht regnen und am Andreastag im November nicht schneien. Sein Wunsch ging in Erfüllung. Im Herbst 1759 war es dann so weit, dass Hanspeter seine Familie aus Doroslau nach Hodschag in das neue Haus holen konnte. Dass es wirklich gemütlich im neuen Haus wurde, war noch jede Menge Arbeit zu tun, doch dies schreckte keinen, wenn nur irgendwie ein Erfolg erkennbar war. 

 

          Die Mutter spann Schafwolle zu Garn und strickte warme Jacken für den Mann und die Kinder und einen Umhang für sich selbst. Der Winter kam und in das Heulen des eisigen Ostwindes mischte sich das Heulen der immer hungrigen Wölfe die Beute suchend ständig den Ort umkreisten. Weil Handwerker rar waren übte sich der Mann in Handfertigkeiten die das Haus brauchte: Er machte zuerst eine Futterkrippe für den Stall, dann eine Hängewiege, welche an 4 Seilen an die Decke gehängt wurde, einen Tisch und 2 Bänke und er machte Schuhe und Pantoffel für alle. Aus Riedgras flocht er drei Bienenkörbe, welche er im Mai mit Bienenschwärmen besetzte. Die Äcker wurden oft von Wildschweinen aufgewühlt, diesem Übel rückte Hanspeter mit einigen Jagdkollegen und seinem neuen Jagdgewehr und großer Lust und Leidenschaft zu Leibe. Es war immer ein Fest für die ganze Gemeinde, wenn wieder einmal großes Wildschweinessen auf dem Programm stand. Eigentlich hätten bei jeder Jagd noch mehr Wildschweine geschossen werden können, weil aber nur drei Jäger mit Gewehren ausgerüstet waren und das Nachladen der Vorderlader-Büchsen einige Zeit in Anspruch nahm, so war die jeweilige Jagdstrecke höchstens drei Stück Wild.

 

***

 

          Im Winter sind infolge der unwirtlichen Lebensbedingungen einige der Neuansiedler gestorben und wurden auf einem außerhalb des Ortes angelegten Friedhof beerdigt. Als die Sonne den Schnee weggeschmolzen hatte, und der Bodenfrost auftaute, war Hanspeter wieder auf seinen Feldern. Die Grumbiera (Kartoffeln) haben schon ausgetrieben und wurden vor dem Anbauen halbiert. Die Hälfte mit den Trieben wurde in den Boden gesetzt, die andere Hälfte kam in den Kochtopf und durfte gegessen werden. Den Hausgarten hat er für seine, noch etwas schwache Frau umgestochen, um das Weitere musste sie sich schon selber kümmern und sie tat es so wie sie es zuhause gemacht hatte, suchte aber auch Rat bei Nachbarn welche schon länger hier waren und die Vorzüge und Tücken des hiesigen Wetters kannten Saatgut wurde zum Teil von den Serben gekauft oder von den Altansiedlern bereit gestellt, dabei versuchten sie es auch mit noch unbekannten Pflanzen wie Kukuruz, Paradeiser, Kürbissen, Melonen und Paprika. 

 

          Das erste Jahr verlief gut, er erntete Getreide vom eigenen Feld. Im Herbst konnten sie schon aus eigener Ernte Grumbiera und Nudeln essen. Wie herrlich schmeckte jedes Stück Brot von der eigenen Scholle, der Apfel vom eigenen Baum und der eigene Wein von dem nichts einer Herrschaft gegeben werden musste. Die Hühner und einige Ziegen entwickelten sich prächtig. Für Pferd und Kuh war es noch schwierig genügend Futter bereit zu stellen. Ein Schwein wurde auch bald gekauft und zur Nachzucht sorgsam gehütet. Die Tiere hatten alle freien Auslauf und die Leute mussten selbst darauf achten, welches Tier zu welchem Haus gehörte, außerdem wurden die großen Wiesen für die Heuernte ''geschont'' und man ließ die Kühe an Wegrändern oder auf kleinen, abgelegenen Wiesen weiden.

 

          Es war besonders die Aufgabe der Kinder nach den Tieren zu sehen, dabei lernten sie die Gefahren, aber auch die guten Früchte des Landes kennen. Von den in der Gegend herumziehenden Zigeunern lernten sie die Heilpflanzen kennen und anzuwenden. Brombeeren und Holler wurden gesammelt, aber auch der überall wild wachsende Attich, der den Eltern bis dahin noch unbekannte Zwergholunderstrauch mit übel riechender rötlichen Blütendolden und schwarzen Beeren. Diese wurden im Herbst eingesammelt, in einen Presssack gefüllt und ausgepresst. Der Saft wurde in einem Kessel unter ständigem Rühren langsam angeheizt. Der dabei entstehende Schaum musste immer wieder abgeschöpft werden, damit der Attich nicht bitter wurde. Das Kochen dauerte etwa einen halben Tag und war erst beendet wenn sich kein Schaum mehr bildete. Der Attich wurde dann in Steintöpfe gefüllt und einige Stunden in einen vorgeheizten Backofen gestellt. Nach dem Abkühlen wurden die Töpfe mit Leinentüchlein zugebunden und kühl gelagert. Diese Marmelade aus Attich ist auch ohne Zuckerzusatz ein sehr süßer Brotaufstrich und hilft bei Erkältung, allerdings färbt er alles was damit in Berührung kommt, sei es die Finger oder die Zähne schwarz, aber das vergeht aber wieder. Die Bienen fanden, ob bei Disteln oder Dornensträuchern reichlich Nektar und so war auch die Honigernte sehr ertragreich. Nach Jahren bitterer Not zeigte sich allmählich ein Silberstreifen am Horizont und man sah besseren Zeiten entgegen. Ansiedler aus der Ortenau haben Hanfsamen mitgebracht und angebaut, - und siehe da, sie wuchsen besser als in der „Alten Heimat“. So wurde Hanf zum Erfolgsprodukt und Hodschag wurde von den Deutschen bald „Hanfhausen“ genannt. 

 

          Die Hodschager Bauern widmeten sich nun hauptsächlich dem Anbau von Getreide und Hanf, für die Tuch- und Seilerzeugung, aber auch der Weinbau kam nicht zu kurz. 

 

          Am 29. September 1760 wurde beim Stemmer eine Christine geboren. 1762 wurde eine Schule mit Lehrer Josef Plondo eröffnet. 1764 wurde eine neue Kirche errichtet und dem Erzengel Michael geweiht. Nicht hoch genug hatte der Baumeister den Kirchturm machen können; „Im ganze Land soll ma unsern Kerchturm sehen“, haben sie verlangt. Das ganze Dorf war außer Rand und Band über seine erste Kerchweih. 

 

          Endlich konnte das geliebte heimatliche Fest hierher übertragen werden, endlich durften sie mit ihren geistlichen und weltlichen Festen Wurzeln schlagen in dieser fremden Erde. Der Aufmarsch zur Kirche war ein Fest für jung und alt. Der Pfarrer bestieg die Kanzel und sprach mit erhobener Stimme: „Geliebte Gläubige in Christo, freuet euch, jetzt steht ihr nicht mehr allein in der Fremde, jetzt hat Gott sein Haus in eurer Mitte und damit wird euch die Fremde zur Heimat werden“. .. über diesen Gedanken breitete er seine Predigt auf. Gott halte jetzt sichtbar seine Hand über dieses Land, die neue Heimat war gefunden. Jetzt endeten für die ersten Ansiedler die 6 steuerfreien Jahre und 1766 wurde für Hodschag eine eigene Gemeindeverwaltung eingeführt.

 

***

 

          Auch in den folgenden Jahren sind viele ältere Menschen aber auch Kinder am Sumpffiber und anderen Krankheiten gestorben, doch mit Zähigkeit und unermüdlichem Fleiß verwandelten die Kolonisten das versumpfte und verwilderte Gebiet in fruchtbares Ackerland. Seit 1763 kamen mit dem sogenannten 2. großen Schwabenzug immer mehr Neuankömmlinge, darunter auch der Bruder von Regina, der Hansjörg Wetzstein mit seiner Familie in die Batschka. Allerdings wurde er im weiter nördlich gelegenen Tschatalja angesiedelt. 

 

          Am 25. Oktober 1765 wurde mein Vorfahre Johann Peter geboren. Dieser heiratete in der Hodschager Kirche am 1. Februar 1785 die Magdalena Waldor oder Walter (die Schreibweise ist nicht eindeutig). Als 1. Kind dieser Ehe wurde am 19. Oktober 1785 der Vorfahre Josef geboren. Am 27. Dezember 1788 ist sein Großvater Hanspeter 79 jährig gestorben von der Regina fehlen mir die Todesdaten.

 

          Die Einwohnerzahl von Hodschag und damit auch der Bedarf an Feldern wuchs über das Angebot innerhalb der Hodschger Gemeindegrenzen. Dem gegenüber war jedoch ein reichliches Grundangebot in der neu errichteten und aufstrebenden Gemeinde Parabutsch. Also was lag näher als dass ein Teil der Kinder sich in Parabutsch Grund kaufte und dort ansiedelten, so auch der Vorfahre Josef Stemmer, welcher 1804 die Anna Hofscheuer heiratete und sich nach der Geburt des 3. Kindes Michael, mit seiner Familie in Parabutsch ansiedelte. Die Hochwassernot wurde durch den Bau von Entwässerungskanälen gebannt.

 

          Trotz Wetterkatastrophen, Hochwasser und Rückschlägen machte sich der Fleiß bezahlt, die Felder wurden fruchtbar und gaben gute Erträge und so konnten auch die Kinder und die Enkelkinder sich mit wirtschaftlichem Rückhalt aus dem Elternhaus eine gute Existenz aufbauen.

 

          Im Frühjahr kam ein schrecklicher Gast den man kannte aber lieber tot schwieg. „Nur den Teufel nicht an die Wand malen“ sagten sie, doch auf einmal war er da: die Cholera. Verheerend brach die Seuche über das Land herein und hielt reiche Ernte. Es dauerte ein halbes Jahr bis diese wieder erlosch. Tausende Kolonisten hatten den Aufbau dieses Landes mit ihrem Leben bezahlt. Im Reich nannten sie die Batschka: das Grab der Kollonisten. Im Sommer wurde kaum noch gesät und geerntet. Der Zuwandererstrom war abgerissen, nur der Tod hielt noch seine Nachernte bei den unterernährten Menschen. Doch im folgenden Jahr ging es wieder aufwärts. Die Überlebenden bearbeiteten ihre Felder und wo es notwendig war auch die Felder ihrer gestorbenen Nachbarn für deren überlebenden Kinder und Familienangehörigen. Es läutete nicht mehr so oft das Totenglöcklein, stattdessen wurde Ende September zu Michaeli wieder Kirchweih gefeiert. Und überall erwachte neuer Mut und alle wollten hier bleiben wo sie waren. Sie zogen wieder Ackerfurchen und verwandelten mit Zähigkeit und unermüdlichem Fleiß das versumpfte und verwilderte Gebiet in die Kornkammer der Monarchie, in einen blühenden Garten, fruchtbar und ertragreich. 

 

 

Ulm, Donauschwabenufer *Sehe Karte* Ulm, Donauschwabenufer *Sehe Karte*

Ein typisches Dorf von woher unsere Ahnen aus Deutschland her stammten.

Das Donauschwabenufer wo unsere Ahnen mit der Ulmer Schachtel abreisten.

Die Kehlheimer Plätte

Die Ulmer Schachtel

Das Donauschwaben Museum an Schillerstraße 1.

Ulm, Donauschwabenufer *Sehe Karte*

Ein Gemälde der Wengen - Kirche wo viele unserer Ahnen getraut wurden. Die Wengen Kirche wurde im zweiten Weltkrieg zerstöret und neu aufgebaut.

Das Denkmal und die Platten am Donauschwabenufer.

Das Denkmal und die Platten am Donauschwabenufer.

Das Rathaus in Ulm.

Regensburg. * Die Steinbrücke und eine Gedenktafel in Regensburg erinnern uns an das Donaufer von wo auch viele unserer Ahnen die Ulmer Schachteln oder die Kehlheimer Plätten bestiegen.

Das Donauschwaben Museum an Schillerstraße 1.

Schaunberg von Vischer- Nach dem Ort Aschach wo sich heute ein Kraftwerk befindet kam an der Südseite  die Burg Schaunberg ins Bild die 1161 erstmals urkundlich erwähnt.

Regensburg. * Die Steinbrücke und eine Gedenktafel in Regensburg erinnern uns an das Donaufer von wo auch viele unserer Ahnen die Ulmer Schachteln oder die Kehlheimer Plätten bestiegen.

* Der gefürchtete Greiner Strudel von Vischer- kam in den Blickpunkt und es gab drei Fahrrinnen; das Waldwasser links, den Wildriss in der Mitte und den Hößgang rechts. Der Schiffsmeister machte sein Meisterstück. Er steuerte das Schiff mit dem Aufgebot aller Kräfte auf der rechten Donauseite über den Hößgang und nur ein kleiner Stoß war zu spüren.

Passau-Von Leicht- Sitz der Erz-Diözese die einst bis nach Wien und Budapest reichte und ein Bollwerk für das Christentum während des Mittelalters wurde als das Christentum im Rückgang war.

Passau-Von Leicht- Sitz der Erz-Diözese die einst bis nach Wien und Budapest reichte und ein Bollwerk für das Christentum während des Mittelalters wurde als das Christentum im Rückgang war.

Die “Schlögener Schlinge”-Eine 180 gradige Drehung in der Donau wo immer die Gefahr bestand und das Ufer abgetrieben zu werden.

Linz von Merian- die Oberösterreichs Landeshauptstadt wo man nach 6 Tagen zum ersten mal an Land gehen konnte.

Linz von Merian- die Oberösterreichs Landeshauptstadt wo man nach 6 Tagen zum ersten mal an Land gehen konnte.

Enns-Is die älteste Stadt Österreichs und war das wichtige Militärlager Lauriacum und Stützpunkt des römischen Reiches gegen die Germanen im Norden.

* Der gefürchtete Greiner Strudel von Vischer- kam in den Blickpunkt und es gab drei Fahrrinnen; das Waldwasser links, den Wildriss in der Mitte und den Hößgang rechts. Der Schiffsmeister machte sein Meisterstück. Er steuerte das Schiff mit dem Aufgebot aller Kräfte auf der rechten Donauseite über den Hößgang und nur ein kleiner Stoß war zu spüren.

* Dürnstein - hat eine romantische Geschichte und ist nicht nur bekannt wegen seiner Schönheit und der Burgruine die 1140 erbaut wurde, sondern vielmehr noch wegen der Sage um des englischen König Richard Löwenherz und Herzog Leopold der den englischen König während der Jahre 1192/1193 dort festhielt. Als der König von Blondle gefunden wurde, wurde nach Zahlung eines Lösegeldes an Leopold freigelassen.

Werfenstein von Vischer - Werfenstein steht an der Donau in der Ortschaft Struden. Zu ihr gehörten auch Befestigungsanlagen auf der gegenüber liegenden Insel Wörth. Bei Bedarf ließ sich die Donau für die Schifffahrt sperren, indem zwischen beiden Anlagen Ketten gespannt wurden.

* Melk - Die niederösterreichische Stadtgemeinde ist bekannt als „das Tor zur Wachau. Im Jahr 831 wird Melk erstmals urkundlich als Medilica erwähnt. Auch im Nibelungenlied wird der Ort mit dem mittelhochdeutschen Namen Medelike erwähnt. Leopold I., ein Babenberger, macht Melk im Jahre 976 zu seiner Residenz. Seine Nachfolger statteten Melk mit wertvollen Schätzen und Reliquien aus. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist das hoch über der Donau gelegene barocke Benediktinerkloster Stift Melk. Es ist seit mehr als 900 Jahren als geistliches und kulturelles Zentrum des Landes und gehört auch zum UNESCO-Weltkulturerbe.

* Melk - Die niederösterreichische Stadtgemeinde ist bekannt als „das Tor zur Wachau. Im Jahr 831 wird Melk erstmals urkundlich als Medilica erwähnt. Auch im Nibelungenlied wird der Ort mit dem mittelhochdeutschen Namen Medelike erwähnt. Leopold I., ein Babenberger, macht Melk im Jahre 976 zu seiner Residenz. Seine Nachfolger statteten Melk mit wertvollen Schätzen und Reliquien aus. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist das hoch über der Donau gelegene barocke Benediktinerkloster Stift Melk. Es ist seit mehr als 900 Jahren als geistliches und kulturelles Zentrum des Landes und gehört auch zum UNESCO-Weltkulturerbe. 

* Wien - begann seine Geschichte während der Römerzeit als Legionslager “Carnuntum”. Viele der Ruinen Überereste können in der Stadtmitte wie im Schloss Schönbrunn besichtigt werden. Viele der Ruinenreste wurden mit Absicht bis zum 18ten Jahhundert abgetragen weil sie im Wege des Ackerlandes waren. Erst 1850 begann man mit wissenschaftliche Ausgrabungen um die geschichtlichen Ruinenreste zu bewahren. Wien wurde durch die deutschen Kaiser/in Karl VI und Kaiserin Maria Theresia zu eine europäischen Metropole entwickelt. Die Hofburg, der St. Stephans Dom, die Schlösser Schönbrunn und Belvedere sind nur einige unter vielen zu nennen. Unter den einigen nennenswerten Ereignissen sind die Taufe des ungarischen Königs Veiks als Stephan I, im Jahre 997 sowie die zweifache Belagerung von Wien durch die Türken zu erwähnen. Unter den vielen Künstler sind die Familie Strauß, Mozart und Hayden wohl die bekanntesten die in Wien Zuhause waren. Joseph II der Reformator und Humanist, machte weitere Reformationen im Gesetz, wie die religions Freiheit, Freiheit von der Leibeigenschaft und vor Allem den Verbot der Folterung. In der Tolnau in Ungarn wurden Folterungen an den deutschen Landarbeitern durch die ungarischen Herrschaften noch immer ausgeübt, so dass Maria Theresia eingreifen musste. Referenzen; das Heimatbuch Palanka an der Domau.

* Wien - begann seine Geschichte während der Römerzeit als Legionslager “Carnuntum”. Viele der Ruinen Überereste können in der Stadtmitte wie im Schloss Schönbrunn besichtigt werden. Viele der Ruinenreste wurden mit Absicht bis zum 18ten Jahhundert abgetragen weil sie im Wege des Ackerlandes waren. Erst 1850 begann man mit wissenschaftliche Ausgrabungen um die geschichtlichen Ruinenreste zu bewahren. Wien wurde durch die deutschen Kaiser/in Karl VI und Kaiserin Maria Theresia zu eine europäischen Metropole entwickelt. Die Hofburg, der St. Stephans Dom, die Schlösser Schönbrunn und Belvedere sind nur einige unter vielen zu nennen. Unter den einigen nennenswerten Ereignissen sind die Taufe des ungarischen Königs Veiks als Stephan I, im Jahre 997 sowie die zweifache Belagerung von Wien durch die Türken zu erwähnen. Unter den vielen Künstler sind die Familie Strauß, Mozart und Hayden wohl die bekanntesten die in Wien Zuhause waren. Joseph II der Reformator und Humanist, machte weitere Reformationen im Gesetz, wie die religions Freiheit, Freiheit von der Leibeigenschaft und vor Allem den Verbot der Folterung. In der Tolnau in Ungarn wurden Folterungen an den deutschen Landarbeitern durch die ungarischen Herrschaften noch immer ausgeübt, so dass Maria Theresia eingreifen musste. Referenzen; das Heimatbuch Palanka an der Domau.

* Prinz Eugen von Savoyen- sein Portrait – zeigt ihn auf dem Pferd auf dem Heldenplatz- zeigt ihn in der Schlacht um Zenta 1697 von Franz Eisenhut, Palanka. Das Gemälde befindet sich in Sombor, Vojvodina,- zeigt ihn in der Schlacht bei Temesvar 1716,- zeigt ihn während der Unterzeichnung des Friedensvertrages in Karlowitz am 26. Jan 1699. Diesem Vertrag folgte der Vertrag von Passarowitz 21. Juli 1718.

*Wien - St. Stephans Dom von außen und innen mit der Grabstätte von Prinz Eugen. - Das Schloss Belveder die Residenz von Prinz Eugen, zur Zeit der reichste Man der Welt. Er verkaufte das Schloss an Maria Theresia die ein Kunstmuseum für Moderne Kunst darin errichten ließ.

Ungarn

*Wien - St. Stephans Dom von außen und innen mit der Grabstätte von Prinz Eugen. - Das Schloss Belveder die Residenz von Prinz Eugen, zur Zeit der reichste Man der Welt. Er verkaufte das Schloss an Maria Theresia die ein Kunstmuseum für Moderne Kunst darin errichten ließ.

*Wien - St. Stephans Dom von außen und innen mit der Grabstätte von Prinz Eugen. - Das Schloss Belveder die Residenz von Prinz Eugen, zur Zeit der reichste Man der Welt. Er verkaufte das Schloss an Maria Theresia die ein Kunstmuseum für Moderne Kunst darin errichten ließ.

Pressburg war die Hauptstadt von Ungarn während der Besetzung durch die Türken.

Budapest- bis zum 19. Jahrhundert waren diese Städte Buda und Pest noch getrennt. Die alt Stadt Buda wurde durch Bela IV begonnen und ist durch den Turm der St. Mathias Cathendrale und den Türmen der Fischebastei Welt bekannt. Der Gellertberg wurde durch St. Gerhard, ein Missionare berühmt, der einen märtyrer Tod durch die Heiden im Jahre 1046 erlitt. Das best bekannteste Gebäude ist das Parlament Gebäude. Das wohlbekannte größte Gebäude in der Welt (dem Grundriss nach wird von den Einheimischen behauptet.) 

 Esztergom, war die Hauptstadt Ungarns während der Arpaden Könige und wurde durch Stephan I, im Jahre 1010 erbaut.

Budapest- bis zum 19. Jahrhundert waren diese Städte Buda und Pest noch getrennt. Die alt Stadt Buda wurde durch Bela IV begonnen und ist durch den Turm der St. Mathias Cathendrale und den Türmen der Fischebastei Welt bekannt. Der Gellertberg wurde durch St. Gerhard, ein Missionare berühmt, der einen märtyrer Tod durch die Heiden im Jahre 1046 erlitt. Das best bekannteste Gebäude ist das Parlament Gebäude. Das wohlbekannte größte Gebäude in der Welt (dem Grundriss nach wird von den Einheimischen behauptet.) 

Eine Tafel die an die Zeit erinnert als man Rekruten für das Deutschmeister Regiment in Wien einzog die hier abreisten.

Eine typische ungarische Puszta Landschaft mit einem Schwenkelbrunnen, mit denen unsere Ahnen bekannt wurden.

Budapest- bis zum 19. Jahrhundert waren diese Städte Buda und Pest noch getrennt. Die alt Stadt Buda wurde durch Bela IV begonnen und ist durch den Turm der St. Mathias Cathendrale und den Türmen der Fischebastei Welt bekannt. Der Gellertberg wurde durch St. Gerhard, ein Missionare berühmt, der einen märtyrer Tod durch die Heiden im Jahre 1046 erlitt. Das best bekannteste Gebäude ist das Parlament Gebäude. Das wohlbekannte größte Gebäude in der Welt (dem Grundriss nach wird von den Einheimischen behauptet.) 

Viel von den Sehen würdigkeiten habe unsere Ahnen nicht auf ihrer Reise in das Ungarland gesehen, jedoch einen herrlichen Sonnenuntang konnten sie immer bewundern.

Apatin, das Donauufer an dem unsere Ahnen landeten und in das Land zogen.

Einzug der Deutschen in Ungarn” von Stefan Jäger, “Die Grossen Schwabenzüge des 18. Jahrhunderts”.

Einzug der Deutschen in Ungarn” von Stefan Jäger, “Die Grossen Schwabenzüge des 18. Jahrhunderts”.

 

Einzug der Deutschen in Ungarn” von Stefan Jäger, “Die Grossen Schwabenzüge des 18. Jahrhunderts”.

Einzug der Deutschen in Ungarn” von Stefan Jäger, “Die Grossen Schwabenzüge des 18. Jahrhunderts”.

Das Kolonisten Haus von Ferch.

Ein originales Siedler Haus in Apatin.

Typisches Donauschwäbisches Siedlerhaus im 18. Jahrhundert und das spätere Haus im 19. Jahrhundert.

Typisches Donauschwäbisches Siedlerhaus im 18. Jahrhundert und das spätere Haus im 19. Jahrhundert.

Apatin Kirche und Gemälde von Hubert Sirotzky.

* Krems; von Merian - Im 16. Jahrhundert war Krems ein Zentrum der Reformation, getragen von den wohlhabenden Fernhandelskaufleuten und den einkommensstarken Handwerkern. Eine wirtschaftliche Katastrophe, war ausgelöst durch einen verheerenden Stadtbrand. 1645 wurde die Stadt im Dreißigjährigen Krieg nach einjähriger Belagerung von den Schweden erobert und anschließend von den kaiserlichen Truppen zurück erobert.

Gemälde von Hubert Sirotzky. Der Deutsche Bauer macht das Land urbar und verwandelt es in die Kornkammer von Europa.

Gemälde von Hubert Sirotzky. Der Deutsche Bauer macht das Land urbar und verwandelt es in die Kornkammer von Europa.

Ein Deutscher Siedler pflügt und macht sein neues Land urbar.  

Ein Ansiedlerhaus mit Kirche von Hodschag im Hintergrund.

Gemälde von Hubert Sirotzky. Der Deutsche Bauer macht das Land urbar und verwandelt es in die Kornkammer von Europa.

Der Kirchweih Zug von König.

Usere Ahnen von Hubert Sirotzky.

Usere Ahnen von Hubert Sirotzky.

Europa bevor und nach dem ersten Weltkrieg.

Courtesy of the “Kulturstiftung der Donauschwaben” in Munich.

Europa bevor und nach dem ersten Weltkrieg.

Courtesy of the “Kulturstiftung der Donauschwaben” in Munich.

Das Land der Donauschwaben (Schattiert).

Das Wappen der Donauschwaben.

 

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